2023 Riesling Ried Heiligenstein Kamptal DAC – Allram

Am Strasser Weingut Allram hat die junge Generation – Magdalena und Lorenz Haas – einen sanften Stilwandel vollzogen.

Allram-Weine waren schon immer eine Bank. Sehr typisch Kamptal, getragen von kraftvoller Frucht und eingebettet in einen ebensolch stabilen, manchmal etwas barocken Körper. Die Herkunftstypizität ist geblieben, die Weine wirken jetzt schlanker, finessenreicher und eine Spur geradliniger. Das hat sich erst kürzlich beim Single Vineyard Summit in Grafenegg bestätigt, wo ich die komplett brillante Serie aus 2023 gekostet habe. Fantastisch dabei der Grüne Veltliner Ried Renner mit seiner balancierten, minzig-würzigen Art und auch der Riesling Ried Gaisberg macht mit roter Apfelfrucht und zarter Rauchigkeit richtig was her. Mein Alltime-Favorite ist und bleibt aber der Riesling von der Kultriede Heiligenstein.

Der Wein hat eine unglaubliche Komplexität, die Aromatik reicht von Weingartenpfirsich über Zitruszesten, einem Hauch Grapefruit, ganz zart Ananas und kräutrigen Noten. Im Mund kommt er mit seiner finessenreichen und eleganten Art trotzdem enorm druckvoll daher. Die Säure hat eine hochattraktive Pikanz und ist begleitet von feiner Salzigkeit und Würze, was zusammen einen anregenden Trinkfluss ergibt. In seiner jugendlichen Fruchtphase ist er jetzt schon ganz gut antrinkbar, wird aber mit Reife klarerweise ausdrucksstärker. So stelle ich mir einen perfekten Riesling ohne große Allüren vor. Gratulation. Vor allem auch, weil der Jahrgang 2023 ein nicht gerade einfacher war. Es gab Trockenperioden, intensive Feuchtwetterphasen und auch regionale Unwetter. Viel Arbeit für die Weinbauern also.

Deutschlandliebe

„2023 war das ganze Jahr über kompliziert. Den Heiligenstein hat eine Woche vor Erntebeginn noch ein Hagel erwischt. Glücklicherweise nicht zu stark, wir konnten die beschädigten Beeren auslesen und die Trauben in perfekter Reife heimbringen. Zehn Prozent Menge sind es weniger“, erzählt Lorenz Haas. Er ist selbst sehr zufrieden, wie sich der Wein jetzt präsentiert. Das mehr an Arbeit hat sich gelohnt. Die Parzelle, die seiner Familie gehört, liegt ganz oben am berühmten Hang. Es gibt dort alte Natursteinterrassen. „Unsere Eltern konnten den Weingarten 1996 vom ehemaligen Weingut Metternich kaufen. Er wurde komplett rekultiviert und Stöcklinge einer Massale Selektion von unserem Gaisberg ausgepflanzt. 2001 war der erste Jahrgang“, erzählt Lorenz weiter.

Innerhalb der Allram-Terrassen gibt nuancierte Reifeunterschiede. Geerntet wird trotzdem zusammen. Das gibt dem Wein zusätzliche Komplexität. Gelesen wird von Hand in kleine Kisten. Nach der Ganztraubenpressung geht es mit Falldruck in den Keller, wo der Wein zwei Monate auf der Vollhefe bleibt. Danach wird abgezogen und auf der Feinhefe weiter ausgebaut. Eine minimale, an den Jahrgang angepasst Schwefelgabe folgt vor der Füllung. „Ich will eine extraktionsarme Vinifikation, die Zeit auf der Vollhefe gibt dem Wein zusätzliche Struktur.“ Lorenz Haas liebt deutsche Rieslinge sehr. Kein Wunder, denn er hat bei Bürklin-Wolff gearbeitet. Namen wie Keller oder Wittmann zählen weiters zu seinen Lieblingen. Und aus Österreich beispielsweise Alzinger wegen seines kristallklaren Stils. Das Weingut Allram kann mit seiner neuen Stilistik da aber auch ganz gut mit.