2021 St. Laurent Hani – Andreas Ziniel

St. Laurent gilt als schwierig. Der Winzer braucht viel Gefühl und noch bessere Nerven. Gleichzeitig spricht viel für die spannende Sorte.

„St. Laurent und natürlich auch Blaufränkisch sind für mich die beiden roten Rebsorten in Österreich, die Herkunft am besten transportieren können. Aber wahrscheinlich ist St. Laurent auch die am meisten manipulierte“, meint Andreas Ziniel. „Die Trauben stoppen mit Herbst irgendwann die Zuckerproduktion, so dass selten Weine über 12,5 Volumenprozent auf natürlichem Weg entstehen können. Entweder man erntet teils rosinierte Beeren oder reichert den Most an. Beides verändert den ursprünglichen Sortencharakter“. Ziniels Hani hat gerade mal schlanke 11,5. Der Wein wirkt damit aber in keinem Moment dünn oder ausgehungert. Ganz im Gegenteil. Im Glas zeigt er sich ganz leicht trüb in der typischen dunklen, kirschroten Farbe. Zu Beginn dominiert im Duft eine Kräuterwürze, wie ich sie kenne, wenn man der Sorte nicht zu nahetritt. Dazu kommt die typische rote und blaue Frucht, zusammengesetzt aus Weichseln und Zwetschken, etwas Hollerbeeren.

Dunkle, eingekochte Beeren, die man immer wieder bei üppigen und aufmögbelten St. Laurents findet, gibt es hier nicht. Das Tannin ist supersaftig, feinkörnig und gleichzeitig ideal stützend. Die Rebsorte bringt immer eine gute Säure mit, auch hier. Der Wein ist in seiner Leichtigkeit und kühlen Frische enorm ausdrucksstark und auch elegant. Ein super Gesamtpaket: herrlich trinkanregend, seriös und easy zugleich. Und vor allem ein Paradebeispiel wie die Sorte strahlt, wenn man ihr Eigenständigkeit und Ruhe gönnt und das auf die Fasche bringt, was im Weingarten wächst.

St. Laurent Hani stammt aus der Ried Johanneshöhe und darf natürlich ohne Prüfnummer den Lagennamen nicht am Etikett tragen. Im Burgenland wird Hani umgangssprachlich für Johannes verwendet. Die Riede gehörte einst drei Winzern mit dem Namen Johannes. Deshalb hat man sie so im Riedenkataster eingetragen. Ziniels Weingarten liegt auf einem Schotterkegel und bietet optimale Voraussetzung für St. Laurent. Das sind ein karger Boden mit angepasster Begrünung als Konkurrenz, die Stöcke werden im sanften Rebschnitt bearbeitet, die Laubwand ist luftig. „Meine Eltern haben den Weingarten immer mit zu viel Stickstoff versorgt. Dann neigt der St. Laurent schnell zur Fäule. Das habe ich jetzt kaum mehr“, so Ziniel. Gewirtschaftet wird organisch-biologisch mit Anleihen an die Biodynamie. „Im Keller habe ich kein starres Konzept“.

Der 2021er Hani setzt sich aus zwei Teilen zusammen. Für den ersten wurden die ganzen Trauben vergoren. Die anderen 50 Prozent kamen vorsichtig gerebelt als ganze Beeren in ein Fass, wo eine Art intrazelluläre Fermentation stattfand. Ausgebaut wurden beide Teile im 600 Liter großen, gebrauchten Holz. So wenig Schwefel wie möglich ist bei Ziniel obligatorisch. „Wo ich ihn dann doch verwende, ist wenn Brettanomyces überhand nimmt. Ein wenig passt schon, aber zu viel ist für mich ein Weinfehler. Wenn der pH-Wert ist zu hoch, kann ich mit Schwefel auch Fehler wie Mäuseln vorbeugen“. Am besten zur Geltung kommt der finessenreiche Hani, trotz seiner Burgunderherkunft, in einem Bordeaux- oder Syrahglas.