2013 Blauburgunder – Jörg Bretz

Jörg Bretz macht Weine für Fortgeschrittene. Die fordern heraus und können durchaus auch manchmal anecken. Mit dem Thema „knackig, frisch, fruchtig“ ist er nie warm geworden.

Die Blauburgunder Rebstöcke von Jörg Bretz stehen in einer nordöstlich ausgerichteten Lage auf den Schotterböden der Parndorfer Platte. Hier weht immer ein etwas kühlerer Wind als etwas weiter unten am Neusiedler See. Trotzdem ortet er auch hier ein Problem für die Rebsorte. „Ich kann realistisch nur in drei von zehn Jahren einen Blauburgunder machen. In der restlichen Zeit ist es viel zu warm“, sagt der mitunter polarisierende Winzer deutscher Herkunft. Es würden die Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht fehlen. Die für einen Pinot Noir wichtige Komponente Frucht wird daher immer verwaschener.

2013 hat aber nach Bretz‘ Meinung alles richtig gut gepasst. Die Erntemenge war aufgrund des Witterungsverlaufs ein wenig geringer, die Trauben brachten dafür aber viel Extrakt mit in den Keller. Außerdem Säure und Struktur. Das ist jetzt im Wein deutlich spürbar. Seine Optik weist auf einen Pinot Noir mit beginnender Trinkreife hin: durchscheinend, leuchtend helles granatrot mit feinen Terracotta Reflexen. Im Duft gibt es Himbeere, Erdbeere, ein wenig Kakao und nussige Noten. Dazu kommt mit Luft (und logisch im Burgunderglas) eine feine erdige Komponente und Kräuterwürze. Beim ersten Kostschluck präsentiert sich der Wein fast jugendlich fordernd am Gaumen. Er hat Spannung und besitzt den typischen Burgundercharme.

Zudem ist er ein Gewinn in Sachen Speisenbegleitung. Vor allem im Herbst zu Reh, Ente und Co. Super matcht er auch zu Veggi-Gerichten mit Roten Rüben, Linsen und Pilzen. Jörg Bretz macht bei seinem Blauburgunder und – wie auch in seiner kompletten, restlichen Kollektion – vieles anders als seine Kollegen. Neben optimalem Lesegut ist für ihn der wichtigste Faktor die Zeit. Zum 2013er: Die händisch gelesen Trauben wurden entrappt eingemaischt. Der Most konnte knapp ein Monat mazerieren. Einmal pro Tag hat Bretz manuell sanft untergestoßen. Danach ging es nicht in die Presse, sondern lediglich der ablaufende jungen Wein wurde abgetrennt. Der reifte 60 (!) Monate in gebrauchten Barriques, wo gleich am Anfang der BSA stattfand. Anschließend ging es für drei weitere Jahre ins große Holzfass. Gefüllt blieben die Flaschen zudem noch ein Jahr im Keller von Bretz.

„Aktuell geht fast mein kompletter Blauburgunder nach Italien. Dabei wäre er ein echt guter Allrounder mit Potential und jetzt beginnender Trinkreife auf den heimischen Weinkarten“, sagt der Winzer. Vielleicht sind es die Attribute (Eigendefinition Bretz) wie herb-charmant, störrisch oder herzhaft, die so manchen eventuell erst einmal zurückschrecken lassen. Meine Empfehlung: rantrauen, ausprobieren, dem Wein Zeit geben und mit dem richtigen Essen ein neues Erlebnis für Gäste kreieren.

@Kalk&Kegel