2023 Riesling Ried Zöbinger Heiligenstein 1ÖTW Kamptal DAC – Bründlmayer

Das Weingut Bründlmayer ist untrennbar mit dem Heiligenstein verbunden und der Riesling von dort eine der heimischen Weißwein-Ikonen.

Bründlmayer ist ein Blue Chip in der internationalen Weinwelt. Und das schon ziemlich lange. Meine erste Begegnung mit dem Weingut war ein Treffen mit Willi Bründlmayer rund um das Jahr 1990. Sein Chardonnay hatte in Deutschland, unter anderem wegen einer Blindverkostung, bei der er so ziemlich alles aus Frankreich auf die Plätze verwies, enormen Kultstatus. Nicht weniger gefragt waren natürlich auch Riesling, Veltliner und Co. Ich war Commis Sommelière im Schlosshotel Bühlerhöhe unweit von Baden-Baden. Fachmessen oder Tastings mit Winzern waren noch nicht so an der Tagesordnung wie heute. Man fuhr in die Betriebe. Am freien Tag. Willi Bründlmayer kam glücklicherweise auf Besuch zu seinem Importeur ins Badische. Ich konnte seine Serie kosten und war beeindruckt. Von den Weinen und dem Menschen dahinter. Sein Qualitätsgedanke war einzigartig.

Über die Jahre habe ich bemerkt, was Bründlmayer mindestens genauso ausmacht: Respekt, Demut, Feingefühl und Freundlichkeit. Meine Wertschätzung für die Leistung des Weinguts ist bis heute ungebrochen. Die Kollektion brilliert in der jüngeren Geschichte fast mit jedem Jahr gefühlt ein wenig mehr. Neben der Familie größte Wichtigkeit haben die langjährigen Mitarbeiter vom Kellermeister über den Außenbetriebsleiter bis zur Administration. In den Schlüsselpositionen: Thomas Klinger im Vertrieb als Gesicht nach außen und Andreas Wickhoff MW als CEO. Bei ihm laufen alle Fäden zusammen.

Damaszener Stahl

Gekostet habe ich aus der aktuellen Serie den 2023 Riesling Ried Zöbinger Heiligenstein. Was für ein Feuerwerk. Zart hellgelb strahlend in der Farbe, zeigt er sich im Duft kühl mit viel Zitrus – Limette und Bergamotte. Dazu kommen eine Spur Marille, dezente Rauchigkeit und unendlich viel Ausdruck. Jedoch ohne je laut zu sein. Am Gaumen ist der Wein messerscharf in seiner Klarheit, fast wie Damaszener Stahl. Eleganz, Vielschichtigkeit und – was herrlich ist – ein enorm anregender Trinkfluss prägen den Riesling. Bründlmayer besitzt über den gesamten Heiligenstein verteilt viele Parzellen. Der Wein ist also ein genialer Spiegel dessen, was die Einzigartigkeit der Riede ausmacht. „Alles war 2023 angerichtet für ein Topjahr“, erzählt mir Andreas Wickhoff. Doch dann machte sich der Hagel über das Kamptal her. „Der Ausfall hielt sich bei uns gottseidank in Grenzen, aber wir mussten bei der Ernte streng selektionieren“, sagt er weiter.

Gearbeitet wird mit einer strikten Null-Botrytis-Strategie. Die Ernte kam anfangs Oktober in den Keller, als die physiologische Reife am Punkt war. Die ganzen Trauben wurden langsam und sanft gepresst, der Most nach einem Tag abgezogen, um den größten Trub zu entfernen. Um den klaren, rassigen Charakter nicht zu verlieren, machte der Wein keine Malo. Er reifte bis in den Sommer auf der Vollhefe und kam dann dank des niedrigen pH-Werts mit einer nur geringen Schwefeldosis in die Flasche. Das Endprodukt ist Rassigkeit in Reinkultur und nicht zu toppen. Nein, halt. Es gibt Konkurrenz aus dem eigenen Haus. Die Alten Reben vom Heiligenstein. Ein Wein mit fast überirdischer Strahlkraft. Und: der Steinmassl, den ich auch sehr liebe. Er ist eine kleine Spur aromatischer als der Heiligenstein, immer seriös und dabei herrlich fröhlich. Ein echter Tipp.

@Kalk&Kegel