2022 Solitaire – Feiler-Artinger
Der Solitaire aus Kurt Feilers Keller feiert mit dem aktuellen Jahrgang seinen 35. Geburtstag. Hier ein kleiner Rück- und Ausblick. Und natürlich: Gratulation zum Jubiläum!
Kurt Feilers Leben ist maßgeblich mit dem Solitaire verbunden. 1988 war die Geburtsstunde des Weins. Heute ist er fester Bestandteil der heimischen Rotwein-Topliga. Und eine echte Ikone. In den ersten beiden Jahrgängen wurde er als reinsortiger Blaufränkisch gekeltert. In seiner frühen Jugend schon ein echter Prachtkerl, ließ ihn Kurts Vater Hans den im Vorjahr verstorbenen Heribert Bayer kosten. Der war begeistert: „Ihr habt da einen echten Solitaire.“ Von da an hieß der Wein wie der wertvolle Einzeldiamant. Eine perfekte Wahl für den außergewöhnlichen, zeitlosen Roten.
Der erste Solitaire, 1988, steht heute immer noch sensationell da. Ich konnte ihn zusammen mit den anderen 34 Folgejahrgängen im Sommer bei einer Vertikal-Verkostung in Wien probieren. Seit 1990 wird der Wein übrigens nicht mehr reinsortig ausgebaut. „Wir wollen dem Blaufränkisch durch seine Cuvée Partner, ein paar Facetten mehr geben“, sagt Kurt Feiler. Eines der Highlights aus dem großen Tasting: der unschlagbar vitale 2000er. Aber auch 2003, klarerweise ein Kraftlackl, weil aus dem großen Hitzejahr, wirkt aber nicht zu üppig und zeigt sich gerade in Topform. Fantastisch im Sinne einer perfekten Reife ist zudem 2011. Der brilliert mit enormer Spannung. Weiteres Coup de Coeur: der druckvolle 2015er, von dem aktuell ein paar Flaschen als Late Release kommen. Also zugreifen!
Und wie schmeckt 2022? Ich habe ihn kürzlich aus Flaschen mit unterschiedlichen Verschlüssen gekostet (Kork und Schrauber). Der Grundcharakter des Weins ist natürlich ident. Mir hat der mit dem Screw Cap aktuell eine Spur besser gefallen. Weil er präziser wirkt und mit etwas mehr Kante zeigt. Im Duft macht der tiefdunkle Wein eine breite Palette auf – dunkle Beeren, vor allem Brombeere, etwas Zwetschke, Kirsche und Mokka. Aufgrund der Wärme in 2022 ist er natürlich weder rank noch schlank, hat aber genau die richtige Dosis an Fleisch auf den Rippen, das sich entlang des balancierten Tanningerüsts verteilt. Alles zusammen ergibt das einen super Typen und langem Reifepotential.
Der Solitaire aus 2022 setzt sich aus 82 Prozent Blaufränkisch, 14 Merlot und 4 Cabernet Sauvignon zusammen. Über ein paar Jahre spielte auch der Cabernet Franc als Cuvée Partner eine Rolle. Für diese kräuterwürzige Rebsorte hat Kurt Feiler ein besonders gutes Händchen. Das hängt sicher nicht unwesentlich mit seinem Praktikum bei Château Cheval Blanc zusammen. Heute baut er den Cabernet Franc übrigens reinsortig aus. Ursprünglich hat ihn sein Vater als Merlot ausgesetzt. Ziemlich schnell war aber klargestellt, um was es sich wirklich handelt. Feilers spannende Cabernet Francs sind ein echter Tipp für Loire-Fans und ein Must-Have aus der genialen Gesamtkollektion.
@Kalk&Kegel