2021 Riesling Ried Weisse Mauer Kamptal DAC – Gruber43

Die Grubers bewegen sich erst seit kurzer Zeit am Parkett zwischen Fine Wine und Tasting-Events. Ihre Weine spielen dabei aber locker vorne mit.

Loiserberg oder Panzaun sind bekannte Lagen im Kamptal und auch bei den Grubers im Portfolio. Die Weisse Mauer ist weniger präsent, aber doch so etwas wie ihr Liebkind. Wenige Kilometer von Langenlois und südlich ihres Heimatortes Mittelberg gelegen, ist hier der Gneis – umgangssprachlich Flins genannt – tonangebend. Der Oberboden besteht aus Braunerde, geschützt ist die Riede durch einen angrenzenden Wald. Das Umfeld des Weingartens, der auf einem kleinen Hochplateau liegt, ist unberührte Natur geblieben. Hier gibt es und gab es schon immer eine lebendige Biodiversität, was der biologischen Bewirtschaftung am Weingut perfekt in die Karten spielt. Die Rebstöcke der Familie in der Weissen Mauer wurden bereits in den 1980er gepflanzt. In der Verbindung mit dem Terroir also ideale Voraussetzungen für die Herstellung von hochwertigem Riesling.

Verkostet habe ich den Wein aus 2021. Der Jahrgang gilt, das ist kein Geheimnis, als hochgelobt. Die Voraussetzungen waren in fast allen Belangen perfekt. Die Trauben in der Weissen Mauer wurden händisch gelesen. Hier ginge ohnehin nichts maschinell. Die entrappten, eingemaischten Beeren durften rund zehn Stunden mazerieren, bevor gepresst wurde. Nach einer Nacht zum Absetzen des Trubs kam der noch junge Most ins Edelstahl, wo er in völliger Ruhe spontan vergor und den biologischen Säureabbau durchmachte. Ausgebaut auf der Vollhefe und ohne Additive konnte er bis ins späte Frühjahr zum Wein heranreifen. „Wir vermeiden jede Bewegung während des Ausbaus. Es wird nur geschaut, dass es dem Wein gut geht. Sonst lassen ihn ganz einfach in Ruhe“, erzählt mir Markus Gruber.

Ich habe ihn über mehrere Stunden verkostet. Währenddessen entwickelte sich der Riesling enorm. Ein größeres Glas tut im jedenfalls gut. Die Notizen: spannender Dufteindruck mit beginnender Reife. Intensive Zitruswürze, rauchige Noten, roter Apfel und Anklänge von saftiger Ananas machen schon ordentlich Appetit auf den ersten Probeschluck. Im Mund spielt die supersaftige Struktur mit salzigen Noten. Der Wein hat eine lebendige Pikanz, er ist präzise und glasklar, dazu kommt ein ganz feiner Grip und ein Finale, dass die Frucht lange präsent hält. Ein wirklich toller Riesling ohne großes Brimborium, aber dafür mit viel Charakter und Typizität. Sein optimales Trinkfenster beginnt jetzt, er lässt sich aber gut und gerne noch einige Jahre lagern.

Green Care

Zurück zu den Menschen hinter dem Wein: Gabi und Markus Gruber gehören zu den ganz Leisen der Szene. Und sie machen schon lange Wein. Ihr Betrieb steht auch für Green Care. Gabi ist ausgebildete Sozialpädagogin und gibt Menschen auf ihrem Hof die Möglichkeit, eine begleitete Auszeit in der Natur zu nehmen. Markus ist für die Vinifikation verantwortlich. Er kam früh, direkt nach der Matura, in den elterlichen Betrieb. Sein Wissen hat er sich durch Weltoffenheit, viel Ausprobieren und Weiterführen bewährter Herangehensweisen seiner Eltern und Großeltern erworben. Das Stichwort Lebensqualität war in der Familie immer schon wichtig. Diese Ruhe und Entspanntheit spiegeln sich in ihren bekömmlichen Weinen wider. Der Familienzusammenhalt ist zudem essenziell. Die Söhne zeigen schon Interesse am Betrieb. „Wir treffen bereits gemeinsame Entscheidung. So wie die Wahl des Weins für diese Kolumne.“