2022 Riesling Alte Reben – Hager

Die Welt der Naturweine ist heute breit und ziemlich gut aufgestellt. Rieslinge findet man darunter aber in Wirklichkeit nicht so rasend viele.

Matthias Hager macht tolle Weine. Besonders Natural Rieslinge. Außerdem authentische Sekte, in seiner ganz eigenen Herangehensweise. Leider bleibt er damit oft unter dem Radar. Ich habe seinen 2022 Riesling Alte Reben gekostet. Der duftet nach reifer Zitrusfrucht, kandierten Zesten, Weingartenpfirsich und Weihrauch. Die besondere Rauchigkeit wird mit der Zeit im großen Glas (!) mehr und mehr. Dazu kommen eine tolle Struktur und saftige Pikanz, die in Sachen Trinkfluss richtig auf die Tube drücken. Die anregende Phenolik und feine Salzigkeit steuern eine zusätzliche Dimension bei. Was auffällt, ist ein leichtes Prickeln. „Ich habe den Wein mit fünf Gramm Restzucker gefüllt. Weil er völlig naturbelassen ist, hat er vor kurzem wieder ein wenig angefangen in der Flasche zu arbeiten. Das gibt ihm jetzt gerade aber ein weiteres, erfrischendes Detail“, erklärt mir Hager.

Die Trauben für den Wein stammen aus der Ried Steinleiten. Die Lage auf einem Hochplateau ist vom Glimmerschiefer geprägt. Wer genau hinschaut, sieht es im Boden glitzern. Hier steht eine der ältesten Anlagen des Weinguts. Die Stöcke wurden in den 1960er Jahren gepflanzt. Selbstredend, dass der Ertrag nur noch gering ausfällt, die Beeren dafür aber umso mehr Potential und Aromatik mitbringen. Die Weine vom Steinleiten können daher auch fantastisch reifen. 2022 war es im Gebiet eher kühl. Der Riesling ist trotz seiner späten Ernte samt minimaler Botrytis elegant, schlank und vertikal strukturiert. Diese Charaktereigenschaften geben ihm eine ganz eigene Qualität.

Gekeltert hat Matthias Hager zehn Prozent der Trauben mit der Methode Carbonique. Dabei wird ganz vorsichtig gerebelt, nicht gequetscht und anschließend unter Luftabschluss vergoren. Das heißt, die Fermentation erfolgt in ihrem Innern der Beeren, was eine Spur mehr Spannung und Grip in den Riesling bringt. Die restliche Menge Ganztrauben wurde sanft mit den Füßen angequetscht, gepresst, spontan vergoren und alles zusammen im Stahltank auf der Vollhefe ein Jahr ausgebaut. Unfiltriert und ohne, dass der Riesling je Schwefel gesehen hat, kam er in die Flasche.

Sein Ausdruck durch die spezielle Vinifikation, macht ihn zum interessanten Speisenbegleiter. „Mir gefällt er vor allem zu heimischen Fischgerichten“, meint der Winzer. D’accord. Um auf seine Leidenschaft für Sekt zurückzukommen. Momentan hat er etwas Spannendes, Neues in der Pipeline. Rieslingsekt. Bekanntlich ja ein schwieriges Thema. Weil: Oft extrem kitschig in der Frucht und viel zu stark geschwefelt. Hagers Schäumer schlägt da ganz andere Töne an. Er ist unglaublich bekömmlich und hat einen sympathisch dunkelwürzigen Charakter. Zur speziellen Methode: Die zweite Gärung in der Flasche wird nicht mittels Zugabe von Hefe und Zucker eingeleitet, sondern durch jungen Most des gleichen Weins aus dem Folgejahr. Das Ergebnis ist ein lässig authentischer Sekt mit Mehrwert.

@Kalk&Kegel