2023 Cabernet Franc Natural – Hajszan-Neumann

Fritz Wieninger steht mit seinem Weingut Wieninger in Stammerdorf für große Klassiker. Hajszan-Neumann bietet ihm eine Spielwiese abseits davon.

„Meine zwei Mitarbeiter – Kellermeister Luis Teixeira und Exportmanager Alf Wimmer – und ich machen hie und da Exkursionen. Gemeinsam sind wir an die Loire gefahren und haben uns ziemlich heftig in den Cabernet Franc und auch in den Chenin Blanc verliebt. Das sind für uns natürlich keine unbekannten Sorten, aber dort ist der Funke so richtig übergesprungen“, erzählt mir Fritz Wieninger. Eine Verkostung bei Thierry Germain von der Domaine Roches Neuves dauerte den ganzen Nachmittag. Das Ergebnis: der französische Top-Winzer, der auch eine Rebschule führt, bot Wieninger 2000 Cabernet Franc Stöcklinge an. Die stehen mittlerweile in vier seiner Weingärten. Ein Teil wurde neu gepflanzt, der Rest umveredelt. Der leichte Boden am Bisamberg bot sich im Hinblick auf die Idee, einen feinen, hellfruchtigen Cabernet Franc zu machen, ideal an.

2022 war die erste Ernte. Das Ergebnis fiel allerdings doch ziemlich üppig aus, der Wein landete daher in der stoffigen Cuvée Danubius unter dem Label Wieninger. Im Jahr 2023 waren die Bedingungen perfekt und als die physiologische Reife passte, wurde bewusst früh geerntet. Nach der Vergärung und einer Maischestandzeit von drei Wochen kam der junge Wein ins Betonei. „Der Wein atmet dort genial. Die Tannine entwickeln sich im Beton in eine geschliffene Richtung. Für einen Rotweinstil, der ins seidige, kühle geht, ist das Behältnis perfekt“, erklärt Fritz Wieninger. Geschwefelt hat er den Wein mit einer geringen Dosis. Stichwort Stabilität. Abgefüllt wurde im Herbst 2024. Die Ausbeute: 1225 Flaschen. Neben dem Zweigelt Natural firmiert nun also ein zweiter Rotwein im Portfolio bei Hajszan-Neumann.

Ich war mehr als gespannt auf die Verkostung des neuen Weins. Zumal ich immer mal wieder Cabernet Francs von der Loire trinke – entweder Klassiker wie Domaine de Bel Air, Roches Neuves und Guiberteau oder auch Alternatives aus der jungen Naturwein-Bewegung. Der Hajszan-Neumann Cabernet Franc zeigt sich in einer mittleren, etwas durchscheinenden purpurroten Farbe. Im Bukett ist er ziemlich wild. Mein erster Eindruck geht Richtung rohes Hirschfleisch. Der Wein hat eine enorme Kräuterwürze, duftet nach Menthol, ultrabitterer Schokolade, Wachholder und schwarzem Pfeffer. Am Gaumen fallen als erstes die herrlich balancierten Tannine auf, durch die der Wein einen genialen Trinkfluss erhält. Dazu kommen Kirschnoten, begleitet von einer superschönen, anregenden Säure.

Der 2023er Cabernet Franc ist natürlich noch ziemlich jung, macht aber jetzt schon einen Heidenspaß. Für mich ist er der Typ Avantgarde-Cabernet Franc, wie er ungeschaut auch von der Loire kommen könnte. Fans von dichtem, kraftvoll-saftigem Wein wird er weniger taugen. Dafür aber jenen umso mehr, die sich gerne auch mal abseits des Mainstreams bewegen und dafür Spannendes mit eigenständigem Ausdruck suchen.

Übrigens: am Weingut Hajszan-Neumann tut sich einiges. Der Konnex mit dem Restaurant Amador wird noch intensiver. Ein Verkostungsraum wird vor Ort installiert. So können Wine&Food noch enger zusammenwachsen. Das sind kulinarisch ziemlich gute News. Außerdem stoßen die Sorten Chenin Blanc (Loire-Liebe) und Furmint neu zur Kollektion dazu.

@Kalk&Kegel