2020 Grüner Veltliner Erde & Stein – Hanauer Hof

Christoph Strell ist aktuell die spannendste Entdeckung am Wagram. Die Weine des jungen Talents sind strukturiert, eigenständig und charakterstark.

Spät und nach dem Umweg über einen technischen Beruf hat Christoph Strell begonnen Wein zu machen. „Ich habe keine Weinbauschule besucht. Ein bisschen was wusste ich von meinen Eltern, die für unser Gasthaus am Wagram schon eigenen Wein gekeltert hatten“, erzählt er. Besser sei es, selbst Erfahrungen zu machen, gab ihm Hans Czerny, DEMETER-Urgestein aus Fels am Wagram mit auf den Weg. Heute kann der junge Winzer jederzeit auf ihn oder Bio-Kollegen wie Fritz Salomon vom Gut Oberstockstall zählen, wenn er Fragen hat oder Hilfe braucht.

Aus einem ganz kleinen Bestand an Rebgärten und einem rudimentären Keller hat der Strell in kürzester Zeit ein kleines Weingut entwickelt. Wenn man mit ihm spricht, spürt man die Energie und große Leidenschaft für das Thema. Es ist seine Berufung. 2018 hat er seinen ersten Jahrgang abgefüllt. Alles ist noch am Anfang, aber was jetzt bereits auf der Flasche ist, kann echt was. So wie der 2020er Grüne Veltliner Erde & Stein. Ich habe ihn, wie ich das bei allen Weinen tue, aus drei verschiedenen Gläsern gekostet.

Richtig aufgemacht hat er im großen, schlank zulaufenden Burgunderglas. Darin hat er hat einen energischen Zug, fast wie ein puristischer, markiger weißer Burgunder, entwickelt. Im Duft spielt der Wein mit heller und dunkler Würze – Teeblätter und Kräuter – hat Fruchtnoten wie Williamsbirne, rosa Grapefruit und frische Feige. Im Mund ist er kraftvoll, richtig salzig, rassig und harmonisch zugleich. Erde & Stein ist ein durch und durch ehrlicher Charakter und bietet momentan riesigen Trinkspaß.

Die Trauben stammen aus der Riede Mordthal. Dort ganz oben, am höchsten Punkt, hat Christoph Strell seine Weingartenparzelle mit Rebstöcken im stolzen Alter von 78 Jahren stehen. Von dem halben Hektar großen Stück Weingarten aus gibt es einen fantastischen Blick Richtung Kirchberg und über die Region Wagram. Der Boden ist karg, in 1,5 Metern Tiefe trifft man direkt auf Kalk, darüber liegt tertiärer Schotter und rotliegende Erde. „Das prägt den Wein, deshalb nenne ich ihn Erde & Stein. Mordthal, darf ich ja nicht aufs Etikett schreiben, weil ich mich weder der Qualitätsweinprüfung noch den DAC-Richtlinien unterwerfen will“, sagt Christoph Strell. Zur Entstehung des Weins: 2020 war ein kühles, ideales Jahr für Grünen Veltliner. Die Zuckerreife kam langsam, die Säure blieb gut erhalten.

Aromatik

Die Trauben wurden erst Ende Oktober geerntet, als sie eine perfekte Aromatik und Balance hatten. Der Winzer: „Solche Jahre würde ich mir öfter wünschen“. Die ganzen Trauben wurden im Keller leicht angequetscht und für zwei Stunden in der Presse stehen gelassen. Der Saft kam anschließend in gebrauchte 228 Liter Pièces. Für Strell die richtige Faßgröße um eine ideale Mikrooxidation zu gewährleisten. Reduktive Noten sind nicht das seine. Den Säureabbau machte der Wein im Frühjahr nach der Ernte. Während der folgenden knapp drei Jahre passierte dann kaum etwas. Die Fässer wurden spundvoll gehalten, that’s it. Vor der Füllung gab es minimal Schwefel für die Stabilität. Ein Minimalprinzip das maximale Genussfreude bringt.

@Kalk&Kegel