Zero Dosage Sekt (degorgiert am 28. Mai 2024) – Harkamp

Vor zehn Jahren hat Harkamp seinen ersten Winzersekt komplett ohne Dosage hergestellt. Heute entspricht dieser puristische Stil absolut dem Zeitgeist.

Hannes und Petra Harkamp gehören zu den ganz großen Namen, wenn es um heimischen Schaumwein geht. Und ist damit enorm erfolgreich. Hannes verarbeitet zurzeit rund 70 Prozent seiner Trauben zu Sprudeligem. Gereift wird in einer Kalksteinhöhle bei konstanter Temperatur. Einige Jahre hat Harkamp auch für Winzerkollegen im Lohn versektet. Damit ist aber Schluss. Mittlerweile konzentriert er sich ausschließlich auf die eigene Produktion. Ist daneben lediglich im österreichischen Sektkomitee aktiv und dort durchaus ein wohltuend kritischer Geist. Vor 15 Jahren brachte das Weingut Harkamp seinen ersten Schäumer auf den Markt – eine Brut Reserve, die sofort gefeiert wurde. Mittlerweile umfasst die Kollektion acht verschiedene Sekte und zwei Pet Nats, und tendiert zunehmend in Richtung Verzicht auf Dosage.

Die Königsklasse. Hier muss der Grundwein absolut tipp-topp sein, weil nichts durch Restzucker kaschiert werden kann. In der Regel werden im Betrieb die klassischen Sorten Pinot Noir, Chardonnay und Weißburgunder verwendet. Vereinzelt auch Gelber Muskateller und Sauvignon Blanc. Die Trauben wachsen in der Ried Flamberg auf Muschelkalk. Weitere Spezialität: Frucht Pet Nat. Sie sind rasend schnell ausverkauft und aktuell erst wieder im Frühjahr zu bekommen. Unschlagbar gut ist der Quitten Pet Nat. Besser kann man die pelzigen Früchte nicht in flüssige Form bringen. Wer die Stillweine von Harkamp (noch) nicht kennt, sollte auch hier einen näheren Blick riskieren. Die kernig-sehnigen Sausaler sind in ihrer kargen, straffen Struktur spannend.

Der südsteirische Charakter ist natürlich den Sekten auch nicht abzusprechen. Gekostet habe ich den Dosage Zero mit dem Degorigierdatum 28. Mai 2024 wie immer aus verschiedenen Gläsern. Perfekte Figur machte er – vorsichtig eingeschenkt – im großen Burgunderglas. Im Duft zeigt sich zuerst eine ganz feine, reduktive helle Birnenfrucht, etwas abgezogene Mandel und rote Beeren. Pinot Noir lässt grüßen. Mit mehr Luft entwickelt sich dazu eine fantastische Zitruswürze, rauchige Anklänge und Briochenoten. Der Sekt ist ultra geradlinig, sehr kreidig, bonedry, hat aber trotzdem zu keinem Moment eine scharfe, trockene Art. Er ist vielmehr hochelegant, mit sehr gut gebauter Säure, finessenreich und charmant. Sogar etwas cremig. Hier bräuchte es niemals ein Milligramm Restzucker.

Die Klarheit und die balancierte Perlage sind mehr als perfekt. Er funktioniert jederzeit als anregender Apero, ist aber auch als Begleiter zu Austern und pochiertem Meeresfisch mit buttriger Sauce ideal. Super macht er sich daneben er als Begleiter zu Käse à la Chaource oder Brillat Savarin. Übrigens: der Sekt hat keine Prüfnummer, firmiert schlicht unter Sekt aus Österreich. „Mit der Qualitätsweinprüfung wird es immer schwieriger. Wir gehen in Zukunft Schritt für Schritt weg vom vordefinierten Sektstil in Richtung Eigenständigkeit, so wie es uns entspricht“, erzählt mir Hannes Harkamp. Seinen Kunden ist das sicher ganz egal. Wer Harkamp-Sekt trinkt, weiß dass er allerhöchste DEMETER-Qualität im Glas hat. Völlig unabhängig davon, ob mit oder ohne Segen der Prüfbehörde.

@Kalk&Kegel