2023 Grüner Veltliner Hischensuperreyn – Herbert Zillinger
Wieder einmal ein charakterstarker Wein von Herbert Zillinger. Der outstanding Grüne Veltliner zeigt richtig Kante und noch mehr Trinkfluss.
Hirschensuperreyn ist keine Riedenbezeichnung. Auch wenn es sich vielleicht ein wenig so anhört. „Wir dürfen keine Lage aufs Etikett schreiben, weil wir uns aus dem Thema Qualitätsweinprüfung komplett ausgeklinkt haben“, erzählt Herbert Zillinger. Der Namen für den Grünen Veltliner, der eigentlich aus der Ried Hohes Eck stammt, ist eine Anlehnung an das von der Natur vorgegebene Umfeld des Weingartens. Dieser liegt nord-westlich von Ebenthal, wo Herbert und Carmen Zillinger ihr Weingut haben. Beim Hohen Eck ganz oben an der Grenze zum Wald leben Rehe und Hirsche. Der erste Teil des Wortes. Reyn, vielmehr Rain, bedeutet Feldrand. Später noch mehr, warum zwischen die zwei Worte zudem super geschoben wurde.
Zuerst aber: mir gefällt sehr, wie sich der Betrieb der Zillingers entwickelt hat. Ich war immer schon begeistert von den Weinen und der Energie, die sie ausdrücken. Seit der Bio-Umstellung und dem Wechsel zur Biodynamie im Verband respekt-BIODYN, ist die Kollektion noch eine Spur wahrhafter geworden. Die Arbeit im Weingarten steht über allem. Die Balance im Boden bringt gesunde und ausgeglichene Trauben. Mit dieser Voraussetzung kann die Familie heute ganz anders arbeiten. Im Keller braucht es schlussendlich dann nicht mehr viel. Für den Hirschensuperreyn 2023 gibt es folgende Eckpunkte: Nach der Handlese samt penibelster Selektion wurden die ganzen Trauben leicht angequetscht. Ohne Standzeit kamen sie direkt in die Presse. „Wir machen hier nur einen Durchgang. Der dauert durchaus ein wenig länger, ist aber sehr sanft. Damit können wir die positive Wirkungsweise einer Baumpresse nachahmen“, sagt Herbert Zillinger. Der Grüne Veltliner macht die Malo und bleibt bis kurz vor der Füllung auf der Vollhefe liegen.
Besonnen
Gereift wurde in zwei großen neutralen Holzfässern. Ein Fass ging relativ schnell durch die Spontangärung. „Beim Zweiten hat ziemlich lange gedauert, obwohl es der idente Most war. Der Wein hat fast ein Jahr vor sich hingeblubbert“, so Zillinger. Deshalb wurden die Fässer separat gefüllt. Das Fass mit der schnellen Gärung wurde minimal geschwefelt. „Ich habe keine Angst vor Schwefel. Er kann durchaus hilfreiche Wirkung haben. Wenn es notwendig ist, setze ich ihn ein“, sagt der Winzer. Der Wein trägt jetzt den Namen Hirschenreyn. Der Langsamgärer war am Ende aber so stabil, dass Zillinger ihn schwefelfrei samt der Feinhefe und einem Anteil an Gärkohlensäure gefüllt hat. Das ist nun der Hirschensuperreyn.
Meine Notizen dazu: Im Glas ganz leicht cloudy. Es macht Sinn, die Flasche vor dem Öffnen ein oder zwei Mal auf den Kopf zu stellen, dass sich der Trub verteilt. Damit gibt er seine Aromatik noch ausdrucksstärker frei. Besser ist es freilich zu Karaffieren. Im Duft entwickeln sich eine kühle gelbe Kernobstfrucht und die feine Würze eines Chai-Tees. Dazu kommen zarte Wildkräuternoten und etwas Weißbrotkrume. Am Gaumen kokettiert der Wein zuerst mit seinem feinen Prickeln. Es verschwindet aber relativ zügig und macht Spannung, Mineralität und puristischem Ausdruck Platz. Ein spektakulärer und doch so herrlich unprätentiöser Veltliner. Besonders zudem ist, dass der Wein die Menschen, die ihn begleitet haben, widerspiegelt. Hirschensuperreyn ist tiefgründig, positiv fordernd und gleichzeitig unglaublich freundlich.
@Kalk&Kegel