2019 Sauvignon Blanc Muri Spiesz – Jaunegg

Muri Spiesz ist das Herzensprojekt im Weingut Jaunegg. Die Monopollage bringt unglaublichen Tiefgang und geradlinigen Charakter.

An den 2017er Sauvignon Blanc aus der Parzelle Spiesz habe ich eine ganz besondere Erinnerung beim Gault&Millau Tasting in der Steiermark. Alle Weine kamen, wie immer, in Serie Betrieb nach Betrieb und verdeckt auf den Tisch. Meine zwei Mitverkoster und ich haben probiert und den Spiesz unabhängig voneinander sehr hoch bewertet. Die besten Weine des Tages wurden zum Abschluss noch einmal blind nebeneinander gestellt. Wir waren wieder bei 19,5 Punkten und dem Ergebnis: unser Sauvignon Blanc Sieger. Und das neben allen Größen der STK-Betriebe. Ich war gespannt, nun den 2019er zu kosten. Später mehr dazu.

Die Weine von Daniel und Jasmin Jaunegg haben in ihrer Eigenständigkeit ein ganz klares Profil. Die Weingärten liegen hoch oben am Eichberg auf einer Seehöhe von 550 Metern. Der kühle Einfluss der Koralm bringt eine klare Frische. Durch die Kesselsituation sind die Reben dennoch gut geschützt. Muri ist Jauneggs Monopollage. „Wir haben sie bei der Rieden Erfassung rausnehmen lassen und als Marke geschützt. Deshalb dürfen wir Muri aufs Etikett schreiben, auch wenn wir den Wein nicht zur Prüfnummernvergabe schicken. Den 2017er mussten wir sieben Mal anstellen, bevor er durchgegangen ist.“ Verrückt – unser brillanter Verkostungssieger wurde von der Prüfkommission mehrmals nicht verstanden. Spiesz ist ein kleiner, ganz besonderer Teil der Lage. Dort ist es richtig steil, sehr karg und der Untergrund schottrig. Die Ausrichtung bringt am Vormittag direkte Sonne, später ist der Weingarten beschattet.

2019 gilt als ausgezeichnetes Jahr ohne Wetterextreme. „Auch der Herbst war wunderbar, die Lese ging richtig entspannt“ so Jaunegg. Diese Balance spiegelt der 2019er Spiesz wider. Er wirkt satter als der 2017er, dem der Winzer eine feine, aber straffe Reduktion zugestanden hatte. Der Duft öffnet sich mit einer klaren Kräuterwürze, dazu kommt reife, zestige Zitrusfrucht, saftiger Weingartenpfirsich und eine Spur Grüntee. Der Wein hat eine kernige Frische, ist zupackend, griffig samt supertoller Substanz, straffer Säure und schier unendlichen Zug. So stelle ich mir hochwertigsten Sauvignon Blanc vor. Er punktet mit Typizität, ist aber nie laut. Ganz wie die Personen dahinter.

Alle Jaunegg Weine gehören für mich zur Kategorie „hoch unterschätzt“ und sind daher entsprechend zurückhaltend ausgepreist. Zugreifen! Zur Weinwerdung des 2019 Muri Spiesz: Die ganzen Trauben blieben vor dem Keltern leicht gequetscht drei Stunden in der Presse liegen. Für den Wein verwendet wurden nur die ersten 60 Prozent des Saftes. Nach einem halben Tag und einer groben Klärung durch Absetzen vergor er spontan im Edelstahl und blieb dort ein Jahr. Die weitere Reife folgte im großen neutralen Holzfass. „Geschwefelt haben wir währenddessen zu keinem Zeitpunkt, aber spundvoll gehalten und immer wieder gekostet. Die wellenförmige Entwicklung muss man aushalten. Vor der Füllung gab es dann 10 Milligramm Schwefel. Probleme wie Mäuseln dürfen auf keinen Fall sein“, sagt Jaunegg. Vor ein paar Jahren hat er begonnen, alle denkbaren Hilfen im Keller wegzulassen. Die Weine sind noch authentischer geworden und der Winzer damit ganz im Einklang und mehr als happy.