Blanc de Blancs Sekt g. U. Brut (degorgiert im September 2024) – Jurtschitsch
Langenlois ist Österreichs Winzersekt-Epizentrum. Stephanie und Alwin Jurtschitsch sind wichtige Protagonisten. Neu in ihrer Sektfamilie ist der Blanc de Blancs.
Bereits vor dem 2. Weltkrieg schlug am Weingut Jurtschitsch ein Riesenherz für prickelnden Wein. Alwins Urgroßvater ließ sich in der Champagne inspirieren, kaufte dort ein Gerät, um Flaschen zu degorgieren und arbeitete sich immer weiter in das Thema ein. „Wir haben beim Kellerumbau tief vergraben alte Sektflaschen von 1936 gefunden“, erzählt sein Urenkel. „Unsere Gegend war russisches Besatzungsgebiet und jeder hat versucht, seine wichtigsten Dinge so gut wie möglich zu verstecken. Viel ist von den Soldaten gefunden worden, die Sektflaschen nicht. Die waren ziemlich dick mit Löss bedeckt, das hat sie zudem konserviert.“ Der Fund musste natürlich mit einer Flasche davon gefeiert werden. Die Korken waren nahezu versteinert, der Inhalt hatte eine fast an Kupfer erinnernde Farbe und die Perlage war kaum mehr präsent, die betagte Sektflasche aber in Windeseile geleert. Ein paar ganz wenige Stück davon gibt noch in der Familien-Vinothek. Erst Stefanie und Alwin Jurtschitsch haben das Thema am Weingut dann wieder aufgegriffen. Auch sie sind, noch während ihres Studiums in Geisenheim, in die Champagne gefahren, haben viel verkostet und sich ins Thema reingetigert.
Geeignete Weingärten für ihr Projekt fanden sie rund um Mittelberg. Die dortigen, kühlen Lagen sind perfekt für den Anbau von Trauben für Schaumwein. Ihr Grüner Veltliner Brut Nature, 2007 das erste Mal erzeugt, hat in seiner straffen und würzigen Eigenständigkeit mittlerweile Kultstatus. Seit über 15 Jahren ist das Thema Sekt ein sehr dynamisches bei Jurtschitsch. Neben dem Veltliner-Monocépage gibt es einen Blanc de Noirs und einen Rosé. Die Trauben für das jüngste Mitglied der Sektfamilie – ein Blanc de Blancs – wachsen am Loiserberg. Den Weingarten mit je einem Drittel Chardonnay, Weißburgunder und Grünem Veltliner hatten Alwins Eltern ausgepflanzt.
„Der aktuelle Blanc de Blanc stammt ausschließlich aus dem Jahrgang 2019. Wir wollen den Sekt aber als Non Vintage etablieren, deshalb steht das Jahr nicht am Etikett“, erzählt Jurtschitsch. Die Trauben der drei Sorten wurden zusammen in der ersten Septemberwoche gelesen. 40 Prozent, also nur das Herzstück der Ganztraubenpressung, kam nach dem Sedimentieren über Nacht ohne Schwefel ins große Holz. Der Grundwein machte den biologischen Säureabbau und blieb noch ein halbes Jahr auf der Vollhefe liegen. Der pH-Wert war so perfekt, dass der bereits fertige Sekt nach vier Jahren sur Lattes beim Degorgieren das erste und einzige Mal Schwefel gesehen hat. Der Restzucker wurde auf 3,8 Gramm eingestellt. Das steht ihm so sehr gut.
Ohne Dosage
„Wer uns kennt, weiß dass wir teilweise ohne Dosage oder nur mit einem sehr geringen Anteil arbeiten. Brut steht bewusst auf der Flasche, weil sich immer wieder Kunden nicht recht rantrauen, wenn Extra-Brut oder Brut Nature angegeben ist“, so der Winzer. Die Kostnotiz: Im Duft spielen grüner Apfel, Birne und die Noten einer Tarte au Citron – Zitrus und Mürbgebäck – perfekt miteinander. Auch eine ganz feine, durchaus attraktive Reduktion ist spürbar, die mit Luft aber in den Hintergrund tritt. Die Perlage ist sehr fein. Am Gaumen wird die Frucht perfekt gespiegelt, die zarte Restsüße verschmilzt damit genial. Der Sekt hat eine anregende Frische und viel Eleganz. Ein Blanc de Blanc wie aus dem Bilderbuch. Für mich passt er lückenlos in die Jurtschitsch-Serie und ist ein weiteres Beispiel, für die großartigen Sektqualitäten aus Langenlois.
@Kalk&Kegel