2022 Grüner Veltliner Wiesenmargerite – Katrin Lautner

Talent, Fleiß und Gespür, ein unterschätztes Terroir und Mentoren wie Markus Altenburger und Franz Weninger sind der Schlüssel.

Die Erfahrung in einem riesigen Weingut in Neuseeland direkt nach Abschluss der BOKU in Wien hat Katrin Lautner die Augen geöffnet. So würde sie nie wieder Wein machen wollen. Zurück in Österreich fügte es sich glücklich, dass Markus Altenburger einen Praktikumsplatz frei hatte. Daraus wurden fünf prägende Jahre Zusammenarbeit. In Jois kelterte sie 2019 ihren ersten eigenen Wein. Einen Welschriesling. Heute lebt sie wieder in ihrer mittelburgenländischen Heimat und hat ein eigenes, kleines Weingut. Daneben arbeitet sie drei Tage die Woche bei den Weningers in Horitschon. „Das ist eine weitere, unschätzbare Erfahrung. Franz Weninger ist für mich ein wichtiger und vor allem ehrlicher Ratgeber.“

Ich konnte aus Katrin Lautners kleiner Serie, bestehend aus fünf Weinen, den Grünen Veltliner Wiesenmargerite 2022 probieren. Er ist in eine klare Flasche gefüllt und zeigt durch seine naturtrübe Erscheinung schon, wohin es stilmäßig geht. Im Duft finden sich eine zarte Feuersteinnote, Melisse und Pfefferminze, genauso wie Steinobstfrucht, vor allem Pfirsich. Was am Gaumen besonders positiv ist: das balancierte Mundgefühl zwischen Leichtigkeit, Frische, zart eingewobenem Gerbstoff und herrlich gehaltener Spannung von Beginn bis ins Finale. Mit Luft blüht der Wein so richtig auf. Mir gefiel er im klassischen Universalglas am besten. Hier behält er den entspannten und doch eigenständigen Charakter genauso wie seine delikate Finesse. Tipp: Die Flasche vor dem Öffnen einmal kurz kopfüber zu stellen, um den Trub zu verteilen.

Zum Background des Weins: Er stammt aus einem Weingarten in Neckenmarkt. „Die Veltliner stehen auf sandigem Boden. Bevor ich sie übernommen habe, wurde dort bereits biologisch gewirtschaftet. Der Wuchs ist ziemlich stark, das muss ich in richtige Bahnen lenken. Gesunder Stress wie Konkurrenz durch Begrünung unter dem Stock ist sehr wichtig“, so Lautner. Sie arbeitet als One-Woman-Show. Wenn Hilfe notwendig ist, sind ihr Lebensgefährte und die Eltern da. So wie bei der Ernte. Die Trauben für die Wiesenmargerite wurden zu 2/3 über Nacht stehen gelassen, dann gepresst. Das andere Drittel blieb über zwei Wochen in einem Immervoll-Tank unter CO² Atmosphäre in einer Art intrazellulären Fermentation. Bewegt wurde nicht. Nur der untere Teil, der mit dem Saft in Berührung war, mazerierte. Daraus resultieren die dunklere Farbe und Gerbstoffe. Nach zwei Wochen wurde abgepresst. Beide Teile lagen knapp ein Jahr in gebrauchten 500 Liter Holzfässern. Während dessen wurde nichts zugefügt oder irgendeine Aktion gesetzt.

Von Hand

Nur verkostet, spundvoll gehalten und zwei Wochen vor der Füllung cuvetiert. Die finale Schwefelgabe von 15 Milligramm dient als Schutz. Lautners Weine gehen auch in den Export und sollen nach Ankunft im Ausland genauso top sein, wie direkt ab Hof. Gefüllt hat sie die 2.000 Flaschen Wiesenmargerite mit viel Liebe von Hand. Die Idee für die Weinnamen hatte Katrin Lautner in den Reben. Sie entdeckte die wilde Karotte und taufte ihren ersten Wein so. Heute sind etwa wilder Klee oder Knopfblume dazu gekommen. Die Namen sind Programm, denn sie spiegeln im Glas das duftige, erdige Umfeld ihrer Bio-Weingärten wider.

@Kalk&Kegel