2021 Assemblage – Kellerkünstler
Von der BOKU ins Carnuntum. Wie und mit welchem Wein es zwei Neo-Winzer geschafft haben von Null auf die Erfolgsspur zu kommen.
Marcus Bülow und Michael Lutschounig sind die Kellerkünstler. Sie haben an der Universität für Bodenkultur in Wien studiert, lieben Kunst und authentische Weine. Marcus stammt aus der Bundeshauptstadt, Michael aus Kärnten. „Wir haben überlegt, wo wir gemeinsam Wein machen könnten. Wollten aber keine prominente Region, sondern eine eher unterschätzte. So wie das Carnuntum in Sachen Weißwein“, erzählen sie. 2019 war ihr erster Jahrgang. Als Keller steht aktuell noch ein altes Presshaus von Johann Böheim zur Verfügung. Das haben sie renoviert, gebrauchte Gerätschaften für die Produktion gekauft. Die Presse dürfen die Kellerkünstler im Weingut Böheim mitnutzen. Wer von Null weg startet, muss kleine und überlegte Schritte gehen. Ihre gepachteten Weingärten liegen in Enzersdorf an der Fischa. „Die kleine Gemeinde hat kaum jemand am Schirm. Die Voraussetzungen für Weinbau dort sind aber ideal.“
Von Beginn an wurde organisch-biologisch gewirtschaftet. Ab dem Jahrgang 2024 ist der Betrieb zertifiziert. Bülow und Lutschounig kommen durch ihr Studium aus der naturwissenschaftlichen Ecke. Da war dieser Zugang praktisch vorgegeben. Der Wein, mit dem sie von Beginn auf sich aufmerksam gemacht haben, war „Assemblage“. Sein Name stammt aus der Malerei, wo das Wort für dreidimensionale Objektkunst verwendet wird. Ich hatte das kleine, spannende Projekt mit dem ersten Jahrgang damals sofort in den Gault&Millau Weinguide aufgenommen. Einfach, weil die Weine total überzeugt hatten.
„Assemblage“ vereint drei Rebsorten – Grüner Veltliner, Riesling und Welschriesling – mit den Prozentanteilen 60-30-10. Die Reben wachsen in den Rieden Frauenberg und Mitterberg auf sandigem Lössboden mit Muschelkalk. Der aktuelle Jahrgang ist 2021. Mir gefällt sein straighter Charakter. Er duftet zartwürzig, nach heller Steinobstfrucht, grünem Tee, weißen Blüten und Zitrus. Jede Rebsorte steuert ihren Part bei. Der Wein ist klar strukturiert, hat burgundige Anklänge und eine geradlinige, toll stützende Säure. Spürbar ist eine zarte, positive Reduktion. Mit Luft macht der Wein super auf, wird immer komplexer und ausdrucksstärker (deshalb unbedingt karaffieren).
Purster Ausdruck
Zur Herstellung: Die Trauben werden gerebelt, nicht gequetscht und sofort gepresst. Es geht den Winzern dabei vor allem um den klarsten, pursten Ausdruck. „Wir haben auch bemerkt, dass während der Maischestandzeit ein wenig Säure veratmet wird. Das wollen wir vermeiden. Säure ist ein wichtiger Pfeiler unserer Stilistik“, so die beiden. Der Most ruht über Nacht im Stahltank, wo sich der Trub absetzen kann. Vergoren wird dann in gebrauchten 500 Liter Holzfässern. 20 solcher Fässer bekamen sie vom Weingut Esterhàzy. Die drei Rebsorten der Cuvée werden zuerst einzeln ausgebaut, nach einem Jahr Zeit im Fass vereint und dann nochmals ein weiteres Jahr gemeinsam gereift. Filtriert wird nicht, geschwefelt erst kurz vor der Füllung mit einer Dosis von 25 Milligramm. Das Etikett ist von einer jungen Künstlerin mit kroatischen Wurzeln gestaltet. Es zeigt ihr Selbstportrait, dass an Frida Kahlo erinnert. Einem unbeugsamen Charakter, genau wie der des Weins.
@Kalk&Kegel