2021 My dirty Siva – Kobatl
Mike Gangl hat seinen Betrieb ohne Altlasten von Null weg aufgebaut. Das Terroir im Vulkanland ist das Herz seiner undogmatischen Weine.
My dirty Siva im Blindtasting ins Jura zu stecken, liegt sehr, sehr nahe. Der markante Duft und seine Energie führen sofort in die Richtung. Der Wein ist goldgelb in der Farbe, hat eine feine Trübung. In der Nase mischen sich Feuersteinnoten durch eine gut gebaute Reduktion mit saftig reifer Mirabelle, Orange, Quitte und einem erdigen Touch. Der Wein packt einen gleich vom ersten Moment. Klar, leise ist das nicht, trotzdem aber weit entfernt von aufgesetzt oder konstruiert. Stoffig geht es am Gaumen weiter. Die Säure ist präsent und saftig. Mit ein wenig Zeit und Luft wirft der Wein dann noch salzige, jodige Noten mit ins Spiel. Er hat einen tollen Grip und dazu lässige Spannung.
Mike Gangl findet die Idee, seinen Wein mit dem Jura zu vergleichen, nicht abwegig. Freut sich sogar ein wenig darüber. Für mich macht der besondere Vulkanländer auch ziemlich gute Figur im Wine&Food-Pairing. Jetzt im späten Herbst, meint der Winzer, würde er dazu ein Wildgericht mit viel Wumms essen. Keine Frage, der toughe Wein kommt da mit Sicherheit locker mit. Ich denke mir, Nordafrikanisches à la Couscous mit geschmortem Gemüse wie Kürbis, Melanzani oder Sellerie, einer ordentlichen Portion Ras-el-Hanout und frisch gehacktem Koriander könnte zudem richtig gut passen.
Die Trauben für My dirty Siva stammen aus einer kleinen Parzelle am Königsberg, wo sich ein erloschener Vulkan befindet. Die Böden basieren deshalb stark auf Basalt. Das drückt den Weinen einen ganz eigenen Stempel auf. „Das Gestein liegt offen im oberen Boden. Teilweise ist es hier so karg, dass nicht mal Gras wächst“, erzählt Mike Gangl. Auf einer Reise nach Südafrika ist er ins Natural Wine Thema reingekippt. Spannende Weinmenschen im Swartland sind genauso Inspiration für ihn, wie der Südtiroler Thomas Niedermayr als wichtiger Mentor und Bruder im Geist. Entsprechend reduziert ist Gangls Herangehensweise im Keller. Nach 36 Stunden Maischestand wurde My dirty Siva gepresst. Der Seihmost kam direkt ins kleine Holzfass. Wichtigstes Stichwort während der Reife: Ruhe. Vor dem Füllen sah der Wein das erste Mal eine Minidosis Schwefel zur Stabilisierung.
Seinen Namen hat er übrigens aufgrund der Nähe zu Slowenien, wo Siva für die Farbe grau verwendet wird. Dirty ist selbsterklärend. „Der erste Jahrgang des Weins 2019 war sehr trüb, deshalb fand ich den Hinweis am Etikett wichtig“, so Gangl. Und die Rebsorte? Vielleicht Grauburgunder? Nicht ganz abwegig im Vulkanland. Am Etikett ist jedenfalls kein Hinweis. Mit der Info rückt der Winzer nicht gleich raus. Gangl will das der Wein wirkt und nicht das Vorurteil, mit dem die Rebsorte leider oft noch kämpfen muss. Denn es ist PIWI, Souvignier Gris. Well done, great stuff!
@Kalk&Kegel