2020 Alte Reben rot – Krenn49

Rotwein hat im Vulkanland Steiermark eine lange Geschichte. Barbara und Josef Krenn erzeugen aus den Trauben alter Rebstöcke spannungsvolle Weine mit jungem Spirit.

Brombeeren, Lakritze, Amarenakirsche, Walnuss und Bitterschokolade. Hinterlegt ist das Ganze mit einer feinen Kräuterwürze. Am Gaumen fühlt sich der Wein herrlich saftig an, hat Komplexität, gut gebaute, engmaschige Tannine, ohne damit zu stark auf die Tube zu drücken. Dazu kommt eine feine, anregende Säure. Sprich der Wein hat alles, was ein anspruchsvoller Roter braucht, der aber gleichzeitig auch unendlich entspannt ist und viel Lebendigkeit ausstrahlt. Für mich eine geniale Entdeckung.

Die Trauben stammen aus einem Weingarten, der direkt beim Weingut liegt und dessen Rebstöcke 1967 und 1978 gepflanzt wurden. Bewirtschaftet wird er biologisch. 2016 haben Barbara und Josef Krenn begonnen, ihren Betrieb umzustellen. Heute sind sie biozertifiziert. Im Rotwein-Rebgarten stehen Zweigelt, Blaufränkisch und Rösler. Ein wichtiger Qualitätsfaktor neben den betagten Reben, die schon von Haus aus weniger Ertrag bringen, ist die Traubenteilung. Im Gegensatz zur grünen Ernte, wo komplette Trauben entfernt werden, wird hierbei das Stockwachstum nicht angeregt. Die übrig gebliebenen Beeren haben mehr Platz und hängen nach unten durch. Das Ergebnis: deutliche Lockerbeerigkeit, was viele Vorteile hat. Richtig Feuer gefangen für das Thema Rotwein hat Josef Krenn übrigens bei einer Reise ins südliche Burgenland an den Eisenberg, wo er Christoph Wachter (Weingut Wachter-Wiesler) in Deutsch-Schützen besucht hat. „Die Weine haben mich total beeindruckt und Christophs Herangehensweise inspiriert“, erzählt er.

Über den Glasrand

Für den 2020er Wein wurde in Kleinkisten geerntet. 60 Prozent der Trauben sind gerebelt, die Maische kam zusammen mit den restlichen Ganztrauben in einen Immervoll-Maischetank. Während der ersten intensiven Gärtage wurde mehrmals geflutet, mit Gärende knapp zwei Wochen später der Deckel geschlossen und nach insgesamt 30 Tagen Zeit der Mazeration schonend gepresst. Ständiges Unterstoßen der Maische findet Krenn nicht sinnvoll. Mit dem Überfluten kommt er besser heran an den Weinstil, wie er ihn sich vorstellt. Gereift sind die Alten Reben rot für knappe vier Jahre in gebrauchten 300 Liter Holzfässern. Belüftet wurde nur einmal verbunden mit einer minimalen Schwefelung. Das Umziehen diente auch zum Entfernen des Depots in den Fässern. Außer der geringen Schwefelgabe für die Stabilität hat der Wein nie irgendein Additiv gesehen. Gefüllt wird bei den Krenns immer rund um den Vollmond. In dieser Phase ist die Kraft des Mondes am höchsten, was sich positiv auf den Wein und seine spätere Reifung auswirkt.

Im Gespräch mit dem Winzer habe ich seine enorme Passion gespürt. Josef Krenn und seine Frau lieben ihre Arbeit, schauen immer wieder über den eigenen Glasrand hinaus und kommen ins Gespräch mit interessanten Wein-Menschen. Der Winzer hat mir von Erlebnissen erzählt, die ihn beeindruckt haben. Dazu zählt etwa eine Reise ins italienisch-slowenische Karstgebiet. Heute noch ein Gänsehautmoment, wenn er zurückdenkt. Die Stilistik der Weine hat ihn so richtig gepackt. Barbara Krenn ist ausgebildete Kräuterpädagogin und stellt besondere Auszüge her, die die Reben im Weingarten gesund halten. Das Weingut Krenn49 ist (momentan noch) ein Geheimtipp, mit dem man seine Gäste aber so richtig überraschen kann.

@KalkKegel