2021 Morillon Ried Welles GSTK Südsteiermark DAC – Lackner-Tinnacher

Lackner-Tinnacher steht für Welles. Trumpf-As in der Vorzeige-Riede: die Sorte Sauvignon Blanc. Neu dazugekommen ist ein fantastischer Morillon.

Um ein wenig Spannung aufzubauen – ich war richtig begeistert bei der Verkostung des neuen Morillons. Mehr als das sogar. Zumal ich ihn vorher noch nie im Glas hatte. Kein Wunder. 2021 ist erst der zweite Jahrgang des Welles-Burgunders, von dem es nur ein 500 Liter Fass gibt. Aber der Reihe nach. Seit den 1930ern hat die Familie Lackner-Tinnacher ihren Besitz in der Riede. Die nach Osten ausgerichtete Kegellage wird direkt vom Wald begrenzt. Mit einer Hangneigung von bis zu 85 Prozent ist sie extrem steil und selbstredend arbeitsintensiv. Hier stehen die Sauvignon Blanc Anlagen, deren Wein schon lange als Messlatte in der Region gilt.

Am höchsten Punkt gibt es einen kleinen Weingarten, der nur 30 Ar misst. Fritz Tinnacher hat ihn 1991 mit Morillon bepflanzt. Die Stecklinge stammen aus einer sorgfältig ausgewählten Selektion mit besonders kleinbeerigen Trauben. Die Reben der Mini-Parzelle auf 515 Höhenmeter wurzeln tief in schottriges Konglomerat. Immer wieder ragt der pure Felsen aus der Erde. Es ist eine kleine, kühle Insel, wo Blätter und Trauben nach Regen oder Nebel durch den Wind schnell abtrocknen. Die Reifeperiode dauert hier länger als in der restlichen Ried Welles. Das macht den Wein kernig und kompakt, lässt ihm aber auch seine Eleganz. „Jeder unserer Mitarbeiter geht gerne zum Morillon hinauf. Der Weingarten ist wie gemalt. Für mich ist er zudem besonders, weil ich in der Ried Welles wohne. Sie breitet sich vor mir aus und begleitet mich den ganzen Tag, von morgens bis spät am Abend“, erzählt Katharina Tinnacher.

Extrem limitiert

Die Ernte aus 2021 wurde im Keller sanft angequetscht und die ganzen Trauben schonend über drei Stunden gepresst. Der Saft rann dabei ganz langsam über die Kämme und Stiele, was zu Beginn der Vinifikation viel Oxidation und gleichzeitig wenig Trubstoffe bedeutet. Ohne Absetzen floss er direkt in ein 500 Liter Eichenfass. Dort vergor er spontan und wurde ohne Einflussnahme – ganz old-school wie Katharina Tinnacher sagt – ausgebaut. Nach 18 Monaten folgte der Abstich, gleichzeitig gab es das erste Mal eine ganz geringe Schwefeldosis. Stichwort Stabilität. Unfiltriert kam der Wein in die Flasche. Es gibt ihn natürlich nur in extrem limitierter Menge. „Am liebsten sehe ich ihn in guten Händen bei Sommeliers, die meinen Weinstil schätzen und bei privaten Weinfans, denen ich damit eine Freude machen kann“, sagt Katharina Tinnacher.

Freude macht er maximal. Der Wein hat unglaubliche Spannung und Komplexität. Im Duft spielen weiße Blüten, Birne, Salzzitrone und rauchige Anklänge miteinander. Dazu kommen eine betörende Finesse und Eleganz. Der Morillon ist engmaschig und strahlt wie ein Diamant. In der Jugend profitiert er natürlich ganz klar durchs Karaffieren. Die ideale Trinktemperatur liegt bei rund 12 Grad und ein Burgunderglas ist ein Muss. Apropos Burgunder: Die Winzerin wurde während des Studiums für das Thema angefixt. „Ich habe jeden Cent zusammengespart, um in die Region fahren zu können. Begeistert es mich, wenn sich ein uniquer Gutsstil mit dem Terroir zu einer Einheit verbindet“, erzählt die Winzerin. Mit ihrer Kollektion hat sie das längst geschafft. Und als Draufgabe ist der neue Morillon jetzt schon kultverdächtig.

@Kalk&Kegel