2022 Halo Sauvignon Blanc – Lorenz

Wenn ein Wein Heiligenschein heißt (engl. halo), macht das natürlich neugierig. Cool, wenn er dann auch noch so richtig glorreich schmeckt.

Warum Halo? Die Trauben stammen vom Hochsteinriegl, der sich von Michi Lorenz‘ Weingut bis auf 500 Meter Seehöhe steil hinauf erhebt. Wer schon einmal dort war, weiß, dass die Riede mit ihrer Hangneigung von bis zu 85 Prozent ein richtiger Berg und zu Fuß schon schwierig zu bezwingen ist. In den Terrassen zu arbeiten ist noch einmal eine andere Hausnummer. Ganz oben liegt die Kitzecker Kirche. In der Nacht ist sie beleuchtet und sieht aus wie ein Heiligenschein über den Reben. Hochsteinriegl ist absolut top für Sauvignon Blanc. Lorenz muss aber auf die Rieden Angabe am Etikett verzichten, weil er nicht zur Prüfnummernvergabe einreicht. Dass seine Weine in ihrer Natürlichkeit mehr vom Terroir transportieren, wie vieles mit amtlichem Segen, steht auf einem anderen Blatt.

Der Boden in der Lage ist von grauem Schiefer geprägt, das Mikroklima kühl, die Reifeperiode der Trauben lange. „Im Jahresdurchschnitt hat unser Sauvignon vom Hochsteinriegl rund 12 Prozent Alkohol“, sagt Lorenz. Er macht bis zum 21. Juni, dem Johannitag, relativ wenig Laubarbeit und gesteht den Rebstöcken zu, sich in die Breite zu entwickeln. Erst wenn das vegetative Wachstum in die Trauben geht, setzt er gezielte Schritte und wirkt somit positiv auf die Reifephase ein. Seine biodynamisch gepflegten Rebstöcke strotzen vor Gesundheit. 2025 kam er mit ganzen vier (!) Pflanzenschutz Durchgängen aus.

Für den 2022 Halo wurde, wie immer, per Hand gelesen und dann gerebelt. Die Maische blieb vor dem Pressen eine Nacht stehen. Durch den, im Vergleich zu früher, jetzt viel kürzeren Schalenkontakt, beginnt die Gärung natürlich erst im Most. So hat der Wein deutlich weniger Gerbstoffe. Das, meint Michi Lorenz, bewahre sogar noch eine Spur mehr Herkunftsausdruck. Der Ausbau inklusive BSA findet in 500 Liter Fässern statt. Acht Jahreszeiten bleibt der Wein im Holz, um den Jahresverlauf zweimal zu durchleben, was seine natürliche Balance unterstützt.

Der aktuelle Halo hat nie ein Gramm Schwefel gesehen. Wobei der Winzer das Schwefelthema nicht dogmatisch angeht. Wenn notwendig, soll es sein. Und wie schmeckt der Wein? Genial macht er sich im Burgunderglas bei höherer Temperatur (ab 14 Grad und plus). In seinem ungezähmten, kräutrigen Duft schwingt saftige gelbe Frucht und Rauchiges mit. Am Gaumen wirkt er salzig samt feinem Grip, ist aktuell noch etwas verschlossen. Karaffieren tut ihm jedenfalls gut. Eine Rebsorten Aromatik der leisen Töne ist bereits erkennbar. Lorenz: „Es ist, wie wenn 300 Menschen ruhiger Musik zuhören. Plötzlich ist es auch im Raum ganz still. Genauso erzählt der Halo seine Geschichte vom Hochsteinriegl.“

@Kalk&Kegel