2023 Lust und Laune – Lukas Strobl

Lukas Strobl scheint am Wagram angekommen. Als Linzer Stadtkind liebt er seine neue Heimat und die Möglichkeit, sie im Wein auszudrücken.

Der Start seiner experimentellen, kleinen Kollektion mit den drei charakterstarken Weintypen war 2020. Irgendwie hat Lukas Strobl dabei aber noch etwas gefehlt. Ein leichterer Weißer, der richtig unkompliziert ist, den man sich locker jeden Tag aufmacht und trotzdem auf dem tollen Niveau seiner anderen Weine mitspielt. Entstanden ist so die Cuvée Lust und Laune. In ihr vereint Strobl fünf Rebsorten – Grüner Veltliner, Roter Veltliner, Riesling, Weißburgunder und Müller-Thurgau – die jede für sich ihre ureigene Typizität zum Ganzen beisteuern. Das Verbindende ist der Ausdruck des Wagrams. Die Region steht für Weine, die vom Löss geprägt sind. Was bedeutet: feine Mineralität, saftiger Charakter und dazu eine ganz entspannte Würze.

Strobl hat mir den aktuellen Jahrgang 2023 von Lust und Laune geschickt. In der Farbe hat er ein junges, helles Gelb, dass deutlich cloudy ist. Shaken vor dem Öffnen ist also dringend empfohlen. Sein Duft gibt zuerst Klaräpfel und eine Vielfalt von Zitrusnoten frei. Dazu kommen feine nussige Komponenten, etwas Muskatblüte und ruhige Kräuternoten – Zitronenverbene und Melisse. Der Wein ist ungemein juicy samt super integrierter Säure und deshalb herrlich anregend. Achtung starker Trinkfluss, die Flasche ist in Windeseile leer! Von Beginn an macht sich ein angenehmes Mundgefühl breit, ohne je in die Banalität abzudriften. Vielmehr hält der Wein immer die Spannung, hat einen herrlich unprätentiösen Zug. Sprich: Ein Naturwein, der jeden völlig unkompliziert für sich einnimmt. Freaks wie richtig klassische Weintrinker.

Keine Dogmen

Wie entsteht er? Die Trauben werden entsprechend des idealen Reifezeitpunkts der Rebsorte separat geerntet. 2023 war ein Jahr, bei dem alles gepasst hat. Die einzelnen Teile des Cuvées sind in unterschiedlichen Gebinden ausgebaut – im Stahltank, Betonei sowie großen neutralen Holz. Je nachdem, welchen Charakter der Most in den Ausbau mitbringt. Rezepte oder Dogmen gibt es keine. „Ein Maischestand spielt beim Lust und Laune keine Rolle. Die Trauben haben nur einen relativ kurzen Schalenkontakt“, sagt Lukas Strobl. Der Wein ist zwar trüb, aber weit entfernt von orangen Attributen. Wichtig für die Aromatik sei es, dass die Trauben und ihr Most kühl in die Gärung gehen. Die Vinifikation lässt er ruhig laufen ohne zu forcieren. Gefüllt wird ganz pur ohne Filtration. Eine geringe Dosis Schwefel von 10 Milligramm dient zur Stabilisierung und als Schutz.

Lukas Strobl hat zwei Praktika gemacht, bevor er in den Betrieb am Wagram eingestiegen ist. Beide haben ihn sehr, aber doch unterschiedlich geprägt. Er war bei Martin Gojer (Weingut Pranzegg) in Südtirol oberhalb von Bozen. „Martin arbeitet im Prinzip als One-Man-Show. Seine Weine sind unangepasst und haben doch einen supertollen Anspruch. Er hat mich viel selbst machen lassen. Zum Lernen gib es nichts besseres“. Beeindruckt hat ihn auch seine Zeit an der Seite von Clemens Busch an der Mosel. Beim Rieslingstar und Biodynamiker hat er gelernt, wie Weine auf Highend-Niveau entstehen. Lukas Strobl hat bis heute eine klare Vision entwickelt. Einer super Zukunft am Wagram steht also nichts im Weg.

@Kalk&Kegel