2023 Neuburger Hommage – Mantlerhof

Vom Mantlerhof kommen fantastische Rieslinge und Grüne Veltliner. Daneben werden mit Hingabe Spezialitäten wie der Neuburger gepflegt.

Weine mit Geschichte sind immer spannend. Wenn sie dann noch richtig eng mit einer Winzer-Familie verwoben sind, umso mehr. Mantlers Neuburger heißt nicht ohne Grund Hommage. Christof Ferstl, ein Ahn aus der Linie von Margid Mantler-Ferstl, zog mit einem Kollegen um 1860 ein Bündel Reben aus der Donau. Sie pflanzten „die neuen Reben hinter der Burg“ in Spitz. Der Neuburger war damit in Österreich angekommen. Ursprünglich soll er aus Transsilvanien stammen. Von der Wachau aus etablierte sich die Sorte vor allem in Niederösterreich und dem nördlichen Burgenland. Aktuell macht der Neuburger aber nur noch rund 0,5 Prozent der heimischen Rebfläche aus. Der Grund: Sie kann eine echte Diva im Weingarten sein. Außerdem wurden Neuburger-Weine in der Vergangenheit vielfach pappig süß und mit wenig Anspruch gekeltert. Schnell war so der Ruf ramponiert. Leider.

Wie ein Qualitäts-Fels in der Brandung hielt man am Mantlerhof aber am Klassiker fest. „Er ist Teil unserer DNA. Zudem schätzen wir die Sorte wegen ihres Ausdrucks sehr“, erzählt mir Agnes Mantler. Als ihre Mutter Margid 1992 aus der Wachau nach Gedersdorf kam, wurde der erste Neuburger-Weingarten gepflanzt. 2008 und 2022 haben die Mantlers die Fläche nochmal erweitert. Die Reben stehen in den Rieden Reisenthal und Steingraben auf kalkhaltigem Löss. Übrigens: Vom ersten Jahrgang gibt es noch einige Flaschen in der Weinguts-Vinothek. „Unser Opa hat schon begonnen, ordentliche Mengen an Wein zurückzulegen. Deshalb können wir auch immer wieder mal etwas Reifes in eine Verkostung einbauen. Der älteste Wein im Keller ist ein Grüner Veltliner Jahrgang 1947“, sagt die junge Winzerin.

Leichtigkeit & Gerbstoff

Agnes und ihr Bruder Josef leiten heute den seit 200 Jahre bestehenden Familienbetrieb. Viel blieb beim Alten und Bewährten. „Bei uns wurde seit jeher vorausschauend gearbeitet.“ Der Fokus auf heimische Rebsorten war schon immer wichtig. Mehr als 20 Jahre ist das Weingut bio-zertifiziert. „An ein paar kleinen Schrauben haben wir aber schon gedreht. Wir legen mehr Fokus auf Leichtigkeit. Für Josef und mich ist zudem eine Spur Gerbstoff wertvoll. Er bringt Struktur und Spannung“, so Agnes Mantler.

Das ist auch beim 2023er Neuburger Hommage positiv spürbar. Im Duft spielen Noten wie abgezogenen Mandeln, weißen Blüten, Birne und Biskuit miteinander. Auf dem Datenblatt sehe ich einen Säurewert von 4,6 Gramm. Das ist nicht viel. Gleichzeitig wirkt der Wein aber zu keinem Moment plump oder weitmaschig. Er macht zwar einen sympathisch satten Eindruck, hat aber gleichzeitig enormen Trinkfluss. Achtung, die Flasche ist in Windeseile leer. Fazit: Die Hommage ist kein Blockbuster, sondern finessenreicher, ausdrucksstarker Neuburger, wie er authentischer nicht sein könnte. Er fühlt sich ein wenig an, wie die Umarmung eines guten Freundes oder das Comfort-Food der Kindheit. Apropos Essen: Es gibt wohl keine andere Sorte, die sie sich so universell als Speisenbegleiter eignet. Ok, vielleicht Weißburgunder. Aber: Neuburger ist das Maß der Dinge zur gebackenen Heimatküche, kann genauso gut mit würzigem Curry, geht super zur Käseplatte oder zu cremigem Risotto. Und: Wenn jetzt die Bärlauch-Saison beginnt, ist er ein echtes Must-Have.

@Kalk&Kegel