2022 Ried Rosenberg 1ÖTW Carnuntum DAC – Markowitsch

Rosenberg ist der Kultwein des Weinguts Markowitsch. In seiner Jugend ein ziemlicher Draufgänger, wandelt er sich mit Reife aber zum echten Sir.

Die Weine von Gerhard Markowitsch begleiten mich schon sehr lange. Er ist vor allem durch seine Cuvées M1 und Rosenberg – zwei echten Superstars – bekannt geworden. Ich liebe ganz besonders auch Markowitschs Burgunder. Dafür hat der Winzer ein richtig gutes Händchen. Chardonnay Schüttenberg ist klasse und sein Pinot Noir kann richtig was. Außerdem hat kaum eine Persönlichkeit die Entwicklung des Weinbaus im Carnuntum und die Wahrnehmung nach außen in den letzten 30 Jahren so stark geprägt wie Gerhard Markowitsch.

Er ist mit Auslandserfahrung im Gepäck früh in den elterlichen Betrieb eingestiegen und hat mit seinem Gespür für die richtigen Entscheidungen schnell so einiges umgekrempelt. Für viele Jungwinzer wurde er zum Vorbild. Zusammen mit Kollegen wie Walter Glatzer oder später Philipp Grassl und Dorli Muhr hat er die Weine der Region in Österreich und auch international sichtbarer gemacht. Heute steht Tochter Johanna mit ihm an vorderster Front und teilt seine Vision. Beide lieben den Rosenberg. Die Riede – ein Südhang mit kühlendem Einfluss durch den benachbarten Wald – ist für sie der pure Ausdruck ihrer Heimat. „Am unteren Teil stehen Zweigeltreben, weiter oben, wo der Boden karger wird, haben wir Merlot und Blaufränkisch. Durch den Rebsortenmix können wir das Gesamte des Rosenbergs am besten ausdrücken. Das ergibt ein großes Ganzes, wie die verschiedenen Instrumente in einem Orchester“, sagt die junge Winzerin.

Wie Seide

Im flacheren Teil des Rosenbergs wurzeln die Rebstöcke in einem Untergrund aus Urmeersedimenten, weiter oben in teils purem Donauschotter. Der Fluss, die nur wenige Kilometer von den Weinbergen entfernt ist, bringt einen ausgleichenden Faktor in Carnuntum. Sprich: mehr Frische als in anderen pannonisch geprägten Regionen. Zur Verkostung schickt mir Johanna Markowitsch den 2022er Ried Rosenberg. „Der Jahrgang ist wegen seines seidigen Tannins besonders. Sein Ausdruck ist exakt so, wie wir ihn uns als Spiegelbild der Riede vorstellen“, sagt sie. Ich notiere mir eine tiefdunkle, Purpurfarbe mit jugendlich violetten Reflexen. Im Bukett vereint der Wein Noten wie Kakao, Nelke, viel dunkle Kirsche, Brombeere und eingemachte Cranberry. Mit der Zeit kommen Nougat und etwas Orange hinzu. Zu keinem Moment ist der Holzeinsatz spürbar.

Die Cuvée ist am Gaumen ungemein kraftvoll, die saftige Dichte verschmilzt mit der energischen Frucht des Duftes. Man spürt trotz der sanften, balancierten Gerbstoffe ein ordentliches Reifepotential. Die Teile der Cuvée wurden übrigens einzeln geerntet und ausgebaut. Was sie eint, ist eine adaptierte Vinifikation in Vergleich zu früher. „Mit der Umstellung auf Bio haben sich die Trauben verändert. Wir sind weggegangen von starker Extraktion. Die Maische wird nur noch selten untergestoßen. Und wir bauen jetzt in 500 Liter Fässern aus“, so die junge Winzerin. Ihre Begeisterung ist Teil der Energie, die im gesamten Weinbaugebiet herrscht. Der Zusammenhalt unter den Winzern und vor allem unter den jungen Winzerinnen ist super. Das Carnuntum ist nach wie vor hochunterschätzt und deshalb ein richtig lässiger Geheimtipp.

@Kalk&Kegel