2020 Blaufränkisch Ried Braunsberg Carnuntum DAC – Michaela Riedmüller

Sie liebt den Blaufränkisch. Und er liebt sie. Das lässt sich am besten im außergewöhnlichen Wein von der Ried Braunsberg erkosten.

Michaela Riedmüller hat den Besitz in der Ried Braunsberg quasi in die Wiege gelegt bekommen. Hier hat sie in der Kindheit die Freiheit der Natur genossen und später beim Mithelfen in den Weingärten das fantastische Terroir entdeckt. „Meine Mutter hat immer gesagt, Blaufränkisch und Braunsberg, das passt einfach zusammen“, erzählt mir die Winzerin. Die südlich ausgerichtete Riede liegt ganz im Osten von Österreich, fast an der Grenze zur Slowakei. Die Hauptrebsorten in der sieben Hektar großen Lage sind Blaufränkisch und Grüner Veltliner. Im Unterboden finden sich Granit und Gneis, die mit einer ordentlichen Schicht Löss überzogen sind.

Entlang der Weingärten gibt es Hohlwege, wo Bienenfresser ihren Rückzugsort in der Lösswände graben. „Blaufränkisch vom Löss ist etwas ganz Besonderes und der ausgleichende Faktor der Donau, die hier ganz nahe am Weinberg entlang fließt, bringt zudem immer eine kühle Aromatik in den Wein“, sagt Michaela Riedmüller. 2020 gilt als klassisches Cool-Climate-Jahr und wird im Sandwich zwischen den Top-Jahrgängen 2019 und 2021 oftmals unterschätzt. Und: der Braunsberg bekam es Mitte August mit Hagel zu tun. „Die Beeren hatten glücklicherweise noch nicht umgefärbt. Der Weingarten hat es also ganz gut weggesteckt. Es gab einfach weniger Ertrag, aber die Qualität war sehr gut“, meint sie. So genannte kompliziertere Jahrgänge können ja trotzdem so richtig toll performen, wenn mit Hingabe gearbeitet wird.

Pracht-Blaufränker

Zur Vinifikation: Die per Hand geernteten Trauben wurden im Keller sanft entrappt. Die Vergärung fand spontan im offenen Bottich statt, 2020 zusätzlich mit einem Anteil von zehn Prozent Stielen. Die Maische stand vor der Pressung 14 Tage, während der ersten Woche wurde zweimal pro Tag behutsam händisch untergestoßen. Danach nicht mehr. Die Feinheit der Extraktion stand dabei im Vordergrund. Eine Maischeschwefelung gab es nicht. Der junge Wein kam von der Presse direkt ins gebrauchte 500 Literfass, wo er sich, während 24 Monaten, ganz entspannt zum ausdrucksstarken Blaufränkisch entwickeln durfte. In dieser Zeitspanne wurde lediglich von Zeit zu Zeit gekostet und gestiftet. Unfiltriert und mit einer geringen Schwefelgabe für die Stabilität und zum Bündeln der Struktur des Weines, so die Winzerin, kam er Ende 2022 in die Flasche.

Meine Kostnotiz zum Pracht-Blaufränker: In der Farbe dunkel Rubinrot. Helle, knackige Kirschen verbinden sich im Bukett mit einer kühlen Würze, die an Eukalyptus und Rosmarin erinnert. Dazu kommt etwas Schwarzbrotkruste und ganz fein Bitterschokolade. Der hochelegante Wein hat ein samtiges, aber durchaus präsentes Tanningerüst, was ihm Struktur sowie unendlichen Charme gibt. Er wirkt jetzt klarerweise noch recht jugendlich, zeigt aber schon ordentlich Komplexität und Druck am Gaumen. Mir hat er im großen Bordeauxglas am besten gefallen. Dort blüht er so richtig auf. Wer diesen Wein noch nie gekostet hat, sollte es schnellstens nachholen. Er repräsentiert seine Herkunft und vor allem die Passion der Winzerin für das Thema. Ein absolutes Must-Have also in der prosperierenden Blaufränkisch-Szene.

@Kalk&Kegel