2023 Chardonnay Ried Krainer Leithaberg DAC – Nehrer
Das Weingut Nehrer steht für einen glasklaren, anspruchsvollen Leithaberg-Stil. Johannes Nehrers Vision ist es, diesen noch weiter zu schärfen.
St. Georgen bei Eisenstadt, Ried Krainer. Ein Terroir wie geschaffen, die Typizität des Leithabergs im Wein auszudrücken. Die Riede, die sich in innerer und äußerer Krainer aufteilt, wird vom Kalkstein dominiert. Im äußeren Krainer, wo der pure Kalk direkt unter einer ganz dünnen Erdschicht liegt, haben die Nehrers einen Teil ihres Chardonnays stehen. Die Bezeichnung Krainer stammt übrigens aus dem ungarischen und bedeutet so viel wie die Grenze zwischen zwei Ortschaften. Eine Ried Krainer gibt es auch in Purbach. Und in Rust. Dort wird sie aber mit einem e geschrieben.
„Mein Großvater hat einmal gesagt, wenn man einen Krainer besitzt, hat man ausgesorgt“, erzählt mir Johannes Nehrer. In seiner Familie gibt es schon lange den Besitz dort. Johannes‘ Vater bepflanzte einen großen Teil davon vor 43 Jahren mit Chardonnay-Stöcken. Heute kann der Junior das Potential der alten Reben ausschöpfen. Die zweite Anlage mit Chardonnay der Winzerfamilie liegt im Hummelbühl. Dort ist das Terroir etwas kühler geprägt. Krainer ist eigentlich eine warme Lage, der benachbarte Wald steuert aber eine Spur Frische bei. „Im Vergleich zum Hummelbühl kommt vom Krainer immer der saftigere Typ Chardonnay“, sagt Johannes Nehrer. Ich habe den 2023er verkostet, bekanntermaßen ein richtig gutes Jahr. Allerdings hat der falsche Mehltau (Peronospora) die Menge reduziert. Zudem ist im Frühjahr ein Teil der Blüte bedingt durch viel Regen verrieselt.
Säurekick
Die perfekt selektionierten Trauben wurden in Kleinkisten gelesen und entrappt. Die Maische stand für 48 Stunden kühl und zugedeckt im Keller, so konnten sich die feinen Tannine aus den Beerenschalen lösen. „Den grünen Gerbstoff aus den Kämmen möchte ich nicht im Wein, deshalb wird gerebelt“, erklärt Nehrer. Verwendet wurde zudem ausschließlich der Seihmost. Ohne Umweg kam dieser direkt in 500 Liter fassende, neutrale Holzfässer von Stockinger. Vorheriges Sedimentieren war nicht notwendig, da ein Seihmost ohnehin wenig Trubstoffe mitbringt. Schwefel sah der junge Chardonnay vor der Füllung das erste Mal. „Der pH-Wert war niedrig und der Wein somit stabil. Während der Reifezeit mussten wir deshalb nicht schwefeln“, so der Winzer. Eine anregende Säure ist ihm enorm wichtig. Sie ist nicht nur in Sachen Trinkfluss essenziell, auch in der Reife profitiert der Wein.
Nehrer erzählt, er habe vor einiger Zeit einen 1991 Riesling Schütt Smaragd von Knoll getrunken. Bekanntlich kein so toller Jahrgang. Der Wein spielte aber alle Stückerl. Ein echt unvergessliches Erlebnis. Frische ist das, was sich wie ein roter Faden durch den 2023er Chardonnay Ried Krainer zieht. Das beginnt bei der Frucht. Helle Kernobstnoten wie gelber Apfel und Zitrustöne prägen den Duft. Am Gaumen ist der Wein supersaftig und energisch salzig zugleich. Ein zarter Grip gibt ihm ein tolles Gerüst. Als 23er ist er natürlich noch ein echtes Baby, aber aus ihm wird mal was. Der Wein braucht jetzt vor allem noch viel Luft, Zeit in der Karaffe und dazu ein großes Burgunderglas.
@Kalk&Kegel