2020 Orangerie – Georg Schmelzer
Georg Schmelzer würde am liebsten alle seine weißen Trauben auf der Maische vergären. Darin sieht er die Vollkommenheit des Ausdrucks.
Zwei Orange-Weine gibt es aktuell im Sortiment im Weingut von Georg Schmelzer. Er nennt sie die Archaischen. Einer ist der Frührote Veltliner, der Zweite – eine Cuvée – trägt den Namen Orangerie. Der setzt sich zu je einem Drittel aus Grünem Veltliner, Weißburgunder und Scheurebe zusammen. Schmelzer würde gerne viel mehr in der Stilistik machen, es fehlt allerdings die Nachfrage. Ich habe den Orangerie-Jahrgang 2020 gekostet. Eine echt spannende Sache, denn der vielschichtige Wein hat sich im fünf-Minuten-Takt verändert. Die deutlich trübe Farbe zwischen heller Zwiebelschale und Bernstein, weist schon die Richtung, was danach sensorisch passiert. Im Duft sind zuerst Bitterorangen, getrocknete Marillen und eine wilde Kräuterwürze spürbar. Danach kommen ständig weitere Aromen wie weiße Schokolade, Walnussschale, Lavendel, Rosmarin und noch viel mehr.
Am Gaumen packt der Wein ordentlich zu, hat einen tollen Grip, der gleichzeitig mit seiner Cremigkeit verschmilzt. Dabei bleibt er immer elegant und richtig leichtfüßig. Seine Komplexität zeigt sich maximal im großen Bordeauxglas und über eine längere Zeitspanne. Die drei Sorten für die Cuvée wachsen auf verschiedenen Böden. Kies, Sand und Ton steuern jeweils ihre ganz eigene Tyizität zum Wein bei. „Ich will dadurch das Fundament der Herkunft in seiner ganzen Vielfalt ausdrücken“, so Georg Schmelzer. Früher nummerierte er den maischevergorenen Wein schlicht Jahr für Jahr durch. Einen Namen hatte er noch nicht. Irgendwann war ihm das zu unpersönlich und er suchte nach etwas, das ihm mehr entspricht. Gefunden hat er die Bezeichnung Orangerie. Sie weist aber nur auf die Machart hin, hat nichts mit dem Glashaus zum Überwintern von Zitrusfrüchten zu tun.
Lebensmittel
Geerntet und ausgebaut werden die Weine für den Orangerie separat, aber in identer Art und Weise. Die Trauben sind händisch gelesen und teilentrappt – beim Jahrgang 2020 je zur Hälfte. Während der Zeit auf der Maische wurde zu Beginn zweimal, danach einmal an Tag untergestoßen. Nach rund fünf Wochen war es an der Zeit für die Presse, die allerdings nur als Sieb dient. Was von selbst abrinnt wird verwendet, der Pressanteil bleibt außen vor. Über Nacht findet dann eine natürliche Sedimentation statt, danach fließt der Wein mit Gravitation ins kleine Holzfass zur Reife. Während der rund drei Jahre rührt Schmelzer die Hefe laufend auf, was die Cremigkeit forciert. Am Ende der Fasslagerung vermählt er die drei einzelnen Teile und lässt den fast fertigen Orangerie noch ein paar Monate in aller Ruhe im großen Gebinde zusammenwachsen.
Gefüllt wird von Hand und entsprechend der Mondphase an einem Fruchttag. „So kann ich den Ausdruck im Wein fixieren“, sagt der Winzer. „Wir setzen zu keinem Moment Schwefel zu. Der natürlich vorkommende Schwefel aus den Trauben ist ausreichend zur Stabilisierung.“ Wichtig ist ihm auch, dass samt der Feinhefe gefüllt wird. Sie ist für ihn zudem ein Schutzfaktor. Georg Schmelzer sagt noch zum Gesamtkontext: „Wein war nie ein Kultobjekt für mich. Er ist ein Lebensmittel, dass die Gesundheit der Reben widerspiegelt.“
@Kalk&Kegel