2023 Roter Veltliner Gösinger Ried Berg Eisenhut Wagram DAC – Soellner
Daniela Vigne und Toni Soellner leben in Harmonie mit der Natur, die sie schätzen und pflegen. Das prägt natürlich auch ihre Weine.
Der Wagram ist die Heimat des Roten Veltliners. Fast wäre er hier aber auch wieder verschwunden, wenn nicht Winzerpersönlichkeiten wie die Soellners sich um ihn bemüht hätten. Neuauspflanzungen gerodeter Flächen oder eigene Selektionen (Selection Massale) sind nur ein Teil davon. Wer sich mit dem Roten Veltliner beschäftigt, muss ihn quasi leben. Denn er kann es durchaus in sich haben. Stichwort Pflege. „1999 hat Dani ganz oben am Waldrand einen verwilderten Teil der Ried Berg Eisenhut entdeckt. Der Weingarten am Gösinger Hügel auf 360 Metern Seehöhe war in der Region so gut wie unbekannt“, erzählt Toni Soellner.
Sechs Terrassen haben die beiden mit Rebstöcken der eigenen lockerbeerigen und blühfesten Selektion und mit hohem Arbeitsaufwand neu angelegt. 2006 war die Jungfernernte. Nach ein paar Jahrgängen haben sie entdeckt, dass sich das Terroir im Wein besonders klar ausdrückt. Durch die Nähe zum Wald ist es angenehm kühl. Der Boden besteht zu 90 Prozent aus rotem, eisenhaltigem Schotter, was den Weinen eine helle Würze und feine Eleganz mitgibt. Sie sind blumig und nicht so massiv, wie viele Rote Veltliner aus fruchtbareren Lagen. Im Berg Eisenhut wird immer händisch gewirtschaftet und geerntet. Aufgrund der Terrassen ist es hier anders nicht möglich. Wobei am Weingut Soellner zum richtigen Moment auch der Vollernter fahren darf. Das erzählen die beiden Winzer frei heraus. Sie tun alles, damit die Pflanzen umsorgt und die Trauben gesund sind. „Die Maschinenernte schadet ihnen nicht. Ich bekomme in schneller Zeit damit perfekte Beeren in den Keller. In einem heißen Jahr hat der Vollernter dazu einen riesengroßen Vorteil“, sagt Toni Soellner. Er weiß, dass er damit durchaus auch aneckt. Aber das ist ihm egal. Er geht seinen Weg.
Steinzeug
2023 wurden die ganzen, leicht angedrückten Trauben vom Roten Veltliner nach zehn Stunden Standzeit sanft über eine längere Zeitspanne gepresst. Nach der groben, natürlichen Sedimentation kam der Most in einen 2.000 Liter Steinzeugbehälter, wo er „gelenkt“ spontan vergor. Das bedeutet: einige Tage vor dem Lesetermin werden Beeren des gleichen Weingartens reingeholt, daraus ein Gäransatz hergestellt und als Booster später zum jungen Most gegeben. „So kann ich ausschließen, dass wilde Hefen arbeiten, die Schaden anrichten können“, sagt Soellner. Der Wein macht keine Malo. Stichwort Frische. Nach Gärende wird leicht geschwefelt. Nach zwei Monaten folgt der Umzug ins große neutrale Akazienholzfass, wo der junge Wein auf der Feinhefe bis in den Sommer weiterreift. Er hat einen zarten Restzucker von rund fünf Gramm, der ihm richtig gut steht. Besonders im Sinne des Wein&Food-Pairings.
Für mich ist der 2023 Berg Eisenhut das Sinnbild eines klassischen Roten Veltliners. Das Jahr war warm, der Wein bringt daher Saftigkeit mit. Im Duft: reife Orange, ganz zart Mango, Kumquats und eine feine Kräuterwürze. Die Frucht verbindet sich am Gaumen genial mit dem sachten Restzucker. Weitere Attribute: Spannung und auch innere Ruhe. Und zu was servieren? Safranrisotto mit geschmortem Fenchel beispielsweise. Oder ein Lammcurry mit Korianderreis. Und Käse: reifer Camembert mit Zwiebelchutney oder Taleggio auf Gewürzpolenta – passt alles genial.
@Kalk&Kegel