2022 Grüner Veltliner Purbacher Ried Halser Leithaberg DAC – Sommer
Der Grüne Veltliner ist wichtiger Teil der burgenländischen Weinidentität. Am Leithaberg läuft er in Sachen Herkunftsausdruck zur Hochform auf.
Leo Sommer gehörte noch nie zu den Lauten der Weinszene. Sein Bemühen um Authentizität und Eigenständigkeit seiner Weine ist mir über die Zeit immer wieder positiv aufgefallen. Nach dem Einstieg in den Betrieb der Eltern, hat er mithilfe der Serie Handwerk begonnen, den Arbeitsweisen seines Großvaters wieder näher zu kommen. Dieser Blick zurück hat es möglich gemacht, die eigenen Wurzeln in einem anderen, klareren Licht zu sehen. Gleichzeitig hat er sich dadurch enorm weiterentwickelt. Das hat natürlich auch seiner Kollektion mehr Profil gegeben.
Wichtiger Teil der Geschichte ist die Ried Halser, von der ich den 2022er Grünen Veltliner Leithaberg DAC im Glas hatte. Der Weingarten ist schon lange Teil des Betriebes, hatte aber nie die Wertschätzung, die er sich verdient. Er liegt ganz oben am Waldrand zwischen den Gemeinden Purbach und Donnerskirchen. „Halser ist sehr exponiert und fast wie eine Enklave. Wenn die Traubenreife einsetzt, sind sofort Vögel, Rehe und Wildschweine da und halten ein Festmahl. Ich habe mich im Laufe der Zeit immer mehr mit der Riede beschäftigt“, sagt Leo Sommer. Ihre Besonderheiten: der Boden ist purer Kalkmergel, die fast 50 Jahre alten Veltlinerstöcke bringen hochqualitative, lockerbeerige und kleine Trauben mit tollem Aroma. „Früher war der Halser Teil unseres Leithaberg DAC Riedencuvées. Jetzt wissen wir, dass er es unbedingt wert ist, lagenrein ausgebaut zu werden.“, so der Winzer.
Dynamik
2022 war ein sehr guter, wenn auch trockener Jahrgang. Es gab wenig Wachstum, mit den richtigen Maßnahmen, wie gezieltes Laubwand-Management konnten aber perfekte Trauben geerntet werden. „Wir haben nur am Vormittag gelesen, um kein überhitztes Lesegut in den Keller zu bringen“, erzählt der Winzer. Die Trauben vom Halser wurden ganz vorsichtig gerebelt, um die Beeren so wenig wie möglich zu verletzen. Sie kamen in einen Immervoll-Tank und lagerten drei Tage, um die essenziellen Inhaltsstoffen aus den Schalen zu lösen. Danach wurde gepresst. Ohne Absetzen ging es weiter zur Spontangärung. „Der Trub gibt eine gute Dynamik für den Gärprozess.“ Während der folgenden elf Monate auf der Vollhefe im großen neutralen Holz hat Sommer nur gestiftet und nach Bedarf kurz aufgerührt, um eine beginnende Oxidation einzudämmen. Die Malo lief währenddessen fast unbemerkt, weil der Wein durch den reifen Jahrgang von Haus aus wenig Apfelsäure hatte. Nach dem ersten Umziehen blieb er auf der Feinhefe, nach einem zweiten späteren Luftgeben ging es fast blank ins Stahl, bevor mit einer geringen Schwefeldosis gefüllt wurde.
Im Tasting präsentiert er sich enorm spannend. Der Duft beginnt mit einer zarter Kräuterwürze und heller Kernobstfrucht. Mit viel Luft im großen Burgunderglas (karaffieren zudem empfohlen!) kommen Roiboostee, reife Marille und eine ruhige, anregende Tabaknote dazu. Der Wein ist am Gaumen herrlich salzig und saftig zugleich. Sein erdiger Charakter zieht sich von Beginn bis ins Finale durch. Durch seine ganz eigene, unangepasste Art spiegelt er Leo Sommers zurück zum Wesentlichen genauso wider, wie den Blick in die Zukunft.
@Kalk&Kegel