2023 Riesling Ried Zöbinger Heiligenstein-Steinwand M 1ÖTW Kamptal DAC – Topf
Der Buchstabe M am Etikett steht für Maximilian Topf. Angelehnt an die etablierte Weingutlinie gibt er seinem Wein eine ganz persönliche Handschrift.
Das Weingut Topf verbinde ich eigentlich schon immer mit durchaus bemuskelten Weinen, die immer eine ganz eigene Saftigkeit haben. Androgyne Typen mit zurückhaltendem Ausdruck gab es bei Topf eigentlich nie. Seit Hans-Peter und Maximilian das Ruder von den Eltern übernommen haben, hat sich am Stil relativ wenig geändert. Nur an kleinen Zahnrädchen wurde geschraubt. Jeder der Beiden hat zusätzlich zur Kollektion eine kleine eigene Spielwiese – Riesling für Maximilian und Pinot Noir für Hans-Peter. So der Riesling von der Kult-Riede Heiligenstein. Die Trauben von der Kleinparzelle Steinwand sind fest in der Hand von Maximilian. Er erzählt mir zu 2023: „Es war unser erster zertifizierter Bio-Jahrgang. Der Vegetationsverlauf war nicht weiter außergewöhnlich, es gab wenig Krankheitsdruck, allerdings vor der Lese Hagel, was uns einiges an Menge gekostet hat.“
Der Heiligenstein mit seinen 43 Hektar Fläche ist vom Terroir gesehen nicht ganz einheitlich. Steinwand umfasst den nord-westlichen Teil des Berges. Die Terrassen schmiegen sich an den Hangverlauf und schauen nach Westen. Topfs Besitz liegt im oberen Drittel, der Riesling wurde dort 1990 gepflanzt. Die Bodenformation ist vom Zöbinger Perm dominiert. Durch ihn bekommen die Weine eine kräutrige Mineralik. Für viele Heiligenstein-Fans ist die obere Steinwand der spannendste Teil der Riede.
Fruchtbombe
„Die Trauben am Heiligenstein werden bei uns immer als letztes geerntet. Alle, die im Weingut mithelfen, sind dann dabei. Es ist unser Leseausklang und deshalb etwas Besonderes“, sagt der Winzer. Für den M wird 15 Prozent der Menge händisch entrappt, die Beeren in einem Bottich gesammelt, mit Stickstoff als Oxidationsschutz überlagert und abgedeckt. Die restlichen 85 Prozent kommen als ganze Trauben leicht angequetscht und bleiben in einer Art Kaltmazeration über Nacht in der geschlossenen Presse. Danach wird der Most im Stahltank sedimentiert und anschließend mit den ganzen Traubenbeeren gemeinsam vergoren. „Ich verwende hier eine neutrale Reinzuchthefe, weil ich sicher gehen will, dass die Gärung ohne Verzögerung durchgeht“, gibt Topf einen Einblick. Kurz vor Ende der Vergärung wird mit Hilfe von Schwefel und Kälte abgestoppt, damit drei Gramm Restzucker erhalten bleiben. „Das unterstützt die Frucht des Weins.“ In der Folge reift der Ausnahme-Riesling auf der Feinhefe bis August weiter, bevor er gefüllt wird.
Zum Tasting: Die goldgelbe Farbe weist schon darauf hin, dass es hier etwas mehr zur Sache geht. Das Bukett: vollreifer Pfirsich, Marille, etwas tropische Anklänge und Blütenhonig. Dazu kommt eine dezente Kräuterwürze. Am Gaumen ist der Riesling enorm saftig und energisch. Ein richtiges Maul voll Wein, aber ohne schwer oder pummelig zu wirken. Mit seiner dichten Struktur ist er ein superinteressanter Speisenbegleiter. Maximilian Topf findet heimische Klassiker dazu toll und würde eine Forelle Müllerin bestellen. Mein Tipp: Tafelspitz mit ganz viel Apfelkren, Schnittlauchsauce und Erdäpfelschmarrn.
@Kalk&Kegel