2023 Traminer Ganze Traube – Triebaumer

Was macht einen lässigen Traminer aus? Sicher nicht überbordende Duftigkeit und Schmalz. Viel spannender sind Weine mit Ecken und Kanten.

Der Traminer hat schon lange einen festen Platz im Ruster Weingut. Ursprünglich war er wichtiger Bestandteil des Ausbruchs. Aufgrund der Klimaverschiebung hat er diesen Platz aber fast komplett verloren. „Stattdessen einen trockenen, blumigen Traminer zu machen, war nie eine Option. Wenn uns etwas selbst nicht schmeckt, produzieren wir das auch nicht“, sagt Gerhard Triebaumer. Seine Familie setzt stattdessen nun auf Maischekontakt. Das Ergebnis: ein Wein mit erkennbarer Typizität, markanter Struktur und viel Rückgrat. Mir persönlich gefällt der Zugang, weil das Tannin bei zur Schmalzigkeit tendierenden Bukettsorten Spannung, Charakter und damit auch Trinkfluss bringt.

Triebaumers ersten Weine in diesem Stil hießen Urwerk. Nach einer Adaptierung im Keller wurde daraus der Traminer Ganze Traube. Stück für Stück schlichtet man die Früchte in ein Holzfass und füllt es anschließend mit Traminermost auf. Es beginnt die spontane Vergärung, die Gerhard Triebaumer als Semi-Carbonique beschreibt. Nach zehn Tagen wird gepresst. Der junge Wein reift im großen, gebrauchten Holzfass auf der Vollhefe und in Ruhe und Gelassenheit. Wegen seines relativ hohen pH-Wertes wird vor der Füllung einmal sanft geschwefelt. „Wir wollen einen Wein, der eigenständig, aber vor allem sauber ist. Unsere Eingriffe im Keller sind sehr reduziert. Aber Fehler, wie flüchtige Säure und so weiter, kommen nicht in Frage“, erklärt der Winzer.

Ich finde den 2023er großartig. Klarerweise braucht der Wein viel Luft. Das heißt: mindestens ein Burgunderglas. Noch besser ist es, ihn in eine breite Karaffe umzugießen. Mit der Zeit macht der Traminer immer weiter auf. Also keine Angst vor 14 Grad oder noch mehr. Seine Farbe schillert in hellem Bernstein. Der Duft öffnet sich wie ein großer, orientalischer Gewürzstrauß. Nelken, Kreuzkümmel, Koriander, Safran und vieles mehr, außerdem Kumquats und exotische gelbe Frucht. Am Gaumen ist unglaublich viel Tiefgang. Der Wein hat einen tollen Grip, druckvolle Länge und somit genau die richtige Dosis an anregendem Potential.

Interessant finde ich das Green Parker Emblem am Etikett. Auf dieses Label muss ich gestehen, habe ich noch nie wirklich geachtet. Es wird an Weingüter verliehen, die außergewöhnliche Anstrengungen im Bereich Nachhaltigkeit, Umweltschutz und Biodiversität unternehmen. All das geht weit über die Anforderungen für Bio- oder Biodynamik-Zertifizierungen hinaus. In Österreich haben neben den Triebaumers nur noch Heidelinde und Markus Lang diese Auszeichnung erhalten. Weltweit sind es 50 Betriebe. Darunter Größen wie Château Cheval Blanc, Domaine Leroy, Eben Sadie oder Ridge Winery.

@Kalk&Kegel