2019 Riesling Ried Seeberg 1ÖTW Kamptal DAC – Weszeli

Davis Weszeli war selbst nie wirklich Jungweintrinker. Den Weinen aus seinem Keller gibt er deshalb auch extra viel Zeit.

„Meinen Mitarbeitern und mir taugt es, oben am Seeberg zu sein. Hier ist die Welt eine ganz andere, wie vis-a-vis am Heiligenstein. Viel ruhiger, fast ein wenig meditativ und mystisch“, erzählt der Winzer. Genau um diese Riede dreht es sich bei dem Wein, den ich für die Kolumne verkostet habe. Das Besondere: 2019 ist der aktuelle Jahrgang. Zurück zum Weingarten. „Seeberg ist meine wichtigste Rieslinglage. Ich habe zwar auch Reben im Heiligenstein und Steinmassl, aber der Seeberg liegt mir irgendwie am meisten am Herz“, so Davis Weszeli. Zu seinem Betrieb gehören die obersten Terrassen am Plateau der Riede. Die Stöcke wurden dort bereits 1966 gepflanzt. Der Boden ist geprägt von porösem Glimmerschiefer, zu dem sich Amphibolitgestein mischt. Darüber liegt eine Humusschicht von 80 Zentimetern. Die Lage ist südlich ausgerichtet, ganz oben gibt es durch den ständigen Nordwind einen permanenten Reiz zwischen kalt und warm. Das stimuliert zusätzlich die Fruchtausbildung in den Trauben.

Zur Entstehung des 2019er Riesling Seeberg: Es wurde händisch geerntet, gerebelt und 36 Stunden auf der Maische kalt mazeriert. Das Auslösen der feinen Gerbstoffe aus den Beerenschalen bringt ein Plus mehr an Struktur. Der Wein ist spontan vergoren, reift in neutralen 600 Liter Fässern zunächst einmal ein Jahr auf der Vollhefe ohne Schwefelgabe. Nach dem Abziehen bleibt er weitere zwei Jahre samt Feinhefe im Holz und wird dort gelegentlich bewegt. „Das gibt ihm eine zusätzliche Komplexität, so wie ich es mag“, sagt Weszeli. Gefüllt wird ohne Filtration. Danach reift der Riesling weitere zwei Jahre in der Flasche im Weingutskeller.

Anbetungswürdig

Nach fünf Jahren ist er endlich verfügbar. Es lohnt sich also Geduld zu haben. Im Glas leuchtet der Wein in strahlendem Goldgelb. Sein Bukett ist ausdrucksstark, vereint Frucht – roter Apfel und reife Zitrusnoten – mit feinen Honigtönen, Rauchigkeit und Würze (Zitronenthymian). Am Gaumen tut sich ein hochkomplexer Bogen aus saftiger Säure, Spannung, energischem Zug und gut eingebundener Restsüße auf. Ein einzelnes Fass blieb in der Gärung stecken. Der Winzer hat sich entschieden, dass es genauso, wie die anderen zum großen Ganzen dazu gehört. Die diskrete, zarte Fruchtsüße verleiht dem Riesling einen stimmigen, sehr gut balancierten Fruchtschmelz.

Beim Riesling Seeberg mit seinen fünf Jahren Reife handelt es sich natürlich nicht mehr um einen leichtfüßig tänzelnden Wein. Dafür punktet er als präsenter, anbetungswürdiger Charaktertyp. Sein Alkoholgehalt liegt bei 13 Prozent, trotzdem umweht ihn eine gewisse Leichtigkeit und er sprüht vor Frische und Vitalität. Davis Weszeli sagt noch dazu: „Was ich von einem sorgfältig über einen langen Zeitraum ausgebauten und gereiften Wein bekomme, ist ein hohes Maß an Balance und Ausdruck.“ Für mich ist der DEMETER-Riesling durch seine harmonische und ausgeglichene Art ein in hohem Maß vielfältig einsetzbarer Speisenbegleiter. Vor allem zu dem, was die heimische Fischküche in ihrer ganzen Vielfalt bietet.

@Kalk&Kegel