Château Musar Tasting am 18. Oktober bei Wagner in Laakirchen

Zeit meines Sommelier-Lebens begleitet mich dieser Wein – der Château Musar. Er war fixer Bestandteil auf den Weinkarten, mit denen ich arbeiten durfte. Letzte Woche bot sich die Gelegenheit für ein Update mit dem Kultwein aus dem Libanon, der sich wie immer höchst langlebig und dazu enorm eigenständig präsentierte. Ein echtes Statement. Seinen internationalen Durchbruch hatte Musar übrigens als er 1979 auf einer Weinmesse in England fast einhellig und unerwartet mit sehr hohen Noten bewertet wurde. Auch heute ist England noch der wichtigste Markt. Zwischenzeitlich trinkt aber die ganze Welt Musar. Die Kellerei, die 25 Kilometer nordwestlich von Beirut liegt, wurde 1930 vom Franzosen Gaston Hochar gegründet. Heute arbeitet die dritte Generation im Betrieb. Die Rebfläche umfasst 130 Hektar; die einzelnen Rieden liegen verstreut auf etwa 1000 Meter Höhe auf kiesigen Kalkböden und sind beiderseits von zwei gewaltigen Bergketten geschützt. Teile der Weingärten werden von Vertragswinzer bewirtschaftet, die restlichen Reben pflegt das Weingut selbst nach organisch-biologischen Richtlinien. Im Keller wird mit so wenig Intervention wie möglich gearbeitet. Es wird weder filtriert und nur äußerst gering geschwefelt. Markanter Faktor der Weine ist der späte Verkaufszeitpunkt, aktuell sind es beim Rotwein 2011 und 2010, beim außergewöhnlichen Weißen (aus den autochthonen Sorten Obaideh und Merwah) wartet die Familie Hochar sogar noch länger. Zurzeit gibt es 2008 und 2009. Flagschiff ist der rote Château Musar, eine Cuvée aus Cabernet Sauvignon, Cinsault und Carignan mit je einem Drittelanteil, wobei die Zusammensetzung von Jahr zu Jahr etwas variieren kann.

Verkostungsnotizen:

Château Musar white 2008

x reicher Duft mit kräutrigen Noten (Garrique), reife Marille, tropische Aromen, gute Würze am Gaumen, noch sehr junger Charakter am Gaumen, braucht Luft und Zeit, Dekantieren ist ideal

Château Musar white 2009

x duftet nach Weihrauch, heller, reifer Frucht, die sich auch am Gaumen fortzieht, hervorragende Komplexität im Mund, engmaschiger Körper, dicht, nachhaltig und mit viel Potential, wow

Château Musar red 2011

x Kakao und Kräuterwürze, Zedernholz, Powidl, facettenreich, recht junge Tannine, braucht Zeit, öffnet sich mit Luft, ein Wein mit hoher Lagerfähigkeit, der sich im Glas ständig weiterentwickelt

Château Musar red 2010

X Graphitnote, Paprikatöne, dunkle Schokolade, dichter und sehr eigenständiger Charakter, gute Balance am Gaumen, Komplexität und herrliche Struktur, ein Langstreckenläufer

Château Musar red 2007

x kraftvolles Bukett, üppige dunkle Beerenfrucht (Heidelbeere, Brombeere), auch Kakao, fein eingewobene Würze, etwas Balsamico, sehr gute Intensität, wirkt ein wenig italienisch

Château Musar red 1998

x reiche, helle Beerennote, in die gekochte Richtung gehend, Tabak, fleischige Noten, auch am Gaumen, guter Nachhall, etwas Lilienduft, hat noch Entwicklungspotential

 

Fotos Copyright Wagner Laakirchen