NV Grüner Veltliner Wildrose – Stefan Rosner

Herkunftscharakter im Wein ist großes Thema bei den Rosners. Mit dem Projekt Wildrose wird das im Naturweinstil interpretiert.

NV bedeutet Non Vintage – so weit, so klar. Bei Stefan Rosners Weinen hat das eine besondere Geschichte. Er kombiniert für seinen Grünen Veltliner Wildrose seit 2018 immer zwei Jahrgänge. Die dürfen natürlich so nicht auf dem Etikett stehen. Wer genau schaut, bekommt die Information aber aus der Losnummer. Sie ist auf jedem Weinlabel Pflicht, besteht meist aus der Prüfnummer und dient der Rückverfolgung in Verbindung mit dem Kellerbuch. Bei „Nicht-Qualitätswein“ wird sie hie und da als verschlüsselte Information genutzt.

Aber: Warum überhaupt mehr als ein Jahrgang? Der Startschuss für Stefans Rosners eigenes kleines Weinprojekt Wildrose war 2017. Danach kam mit 2018 bekanntermaßen ein nicht gerade kühles Jahr. „Für mich sind Kamptaler Veltliner leichtfüßig und vor allem trinkanregend“, sagt er. 2018 brachte zu viel Power und zu wenig Säure mit. Trotz Maischegärung fehlte mir einfach etwas. „Ich habe den Wein liegen lassen und dann mit einem Veltliner 2019 aus der gleichen Riede, früher gelesen und ganztraubengepresst, zusammengebracht. Das fand ich ideal.“ Dem Konzept blieb er treu. Jedes Jahr erntet Rosner für die Wildrose zuerst einen Teil der Trauben, die die Frische in den Wein bringen und etwas später jene, die auf der Maische vergären und für die Struktur sorgen. Also zwei Lesedurchgänge im dafür ausgewählten Weingarten.

Die Trauben stammen aus der Ried Friesenrock in Langenlois. Ich muss ich gestehen, von der Lage habe ich nie zuvor gehört. Rosner: „Sie ist bei vielen unterm Radar, für mich hat sie aber eine besondere Bedeutung. Die Reben wurden in den späten 1980er Jahren gepflanzt. Im Boden dominiert neben Löss auch der Kalk.“ Zurück zum Wein mit der Losnummer 21/22. Der erste Teil 2021 stammt aus einem fantastischen Veltliner Jahrgang. Die Trauben wurden geerntet, bevor sie zu gelb und die Aromatik Richtung exotisch gelber Frucht gegangen wären. Vorsichtig gerebelt vergoren die ganzen Beeren im Stahltank eine Woche in einer Art Semi-Carbonique. Lediglich sanftes feucht halten der Maische ohne Unterstoßen ergab die feine Tanninauslaugung.

Eiche

Gereift ist der Wein in gebrauchten 500 und 600 Liter Fässern aus heimischer Eiche. Ein Jahr später 2022 wurde der erste Lesedurchgang im Friesenrock als ganze Trauben gepresst, im Stahl spontan vergoren und ausgebaut. Im Juni 2023 brachte Rosner Beides zusammen. Die zwei verschiedenen Charaktere ergeben genau das, was er sich unter dem neuen Kamptal vorstellt. Für mich hat der Wein eine großen glouglou-Faktor. Im Bukett dominiert die typische Veltlinerwürze, die zwischen Kräuternoten, Kernobst und Melone pendelt, im Mund gibt es viel Trinkfluss, feines Tannin, eine saftige wie fruchtbetonte Säure. Ein unkomplizierter Typ Wein, der aber doch viel Seele und Herkunft hat. Vor dem Entkorken, die Flasche unbedingt kräftig schütteln, um die Trubstoffe zu verteilen. Dann geht der Wein noch mehr aus sich heraus.

@Kalk&Kegel